Ich habe auch schon dokumentarisch gearbeitet und möchte Dir meine Erfahrungen weitergeben. Ich nehme an dass Du ein geringeres Budget hast.
Da bei Dokumentationen (wohl eher Reportagen) nicht szenisch und zusätzlicher Beleuchtung gearbeitet werden kann, ist die Lichtausbeute der Kamera sehr oft entscheidend. Ich konnte mit Camcordern - die einen kleinen Sensor besitzen - bisher keine allzu guten Erfahrungen sammeln. Dazu zählen neben den hochwertigeren Consumer-Camcordern (Panasonic X929, Sony CX730 etc.) auch Canon's Prosumer- Geräte (z.B. XA10). Die Einschränkungen sind einfach zu extrem (starke Effekte der Rauschunterdrückung, Flimmern in dunklen Bildbereichen etc.). Am ehesten eignen sich noch Geräte wie die Sony CX730, die aber wenig manuelle Eingriffsmöglichkeiten bietet.
Ein Nachteil der hier eher als Vorteil gewertet werden muss ist die fehlende Tiefenunschärfe von Camcordern. Dadurch ist fast immer alles scharf. Der Autofocus hat nicht viel zu tun. Viel künstlerischen Spielraum hat man aber auch nicht. Unscharfer Hintergrund wird oftmals als professionell empfunden.
Weitere Möglichkeit wäre der Einsatz einer DSLR oder Systemcamera (z.B. Panasonic GH3) die lichtstärker sind da sie mit größeren Sensoren ausgestattet sind. Hier ist auch die Tiefenunschärfe leicht möglich. Teilweise aber auch zwingend (z.B. voll geöffnete Blende bei wenig Licht). Das stellt hohe Anforderungen an den Autofocus. Dilemma: Die lichtstarken Optiken bieten oft nur bescheidenen Autofocus (z.B. 20mm 1.7 Pancake von Panasonic) und Festbrennweiten (kein Zoom). Sehr schwierig sich bewegende Objekte scharf zu halten. Leicht auch an den bisher professionell entstandenen Dokus im Fernsehen zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=0y3iUMHUhnw . Und hier wurden professionelle Kameraleute eingesetzt.
Ein kleiner Lichtblick sind die filmenden Premium-Kompaktkameras. Hier speziell zu erwähnen die Sony RX100 und die Pansonic LX7. Sie erreichen aber nicht ganz die Schärfe und Detailreichtum guter Camcorder oder DSLRs. Da sie einen wesentlich größeren Chip (Sensor) als die üblichen Camcorder haben und mit lichtstarken Optiken kombiniert sind ist die Lichtausbeute aber hervorragend. Der Sensor ist aber nicht so groß dass man die Tiefenunschärfe nicht mehr im Griff hätte. Die geringere Detailauflösung fällt vor allem bei Totalen auf (Landschaft etc.). Hier verwende ich nach wie vor die GH2. Die LX7 ist von der Handhabung professioneller als die RX100. Die hat aber den besseren Stabilizer.
https://vimeo.com/68597374 (Scaling auf off stellen, da nur in 720p)
Noch ein Punkt der oft vernachlässigt wird: der TON. Die integrierten Mikrofone sind für Interviews und O-Ton nicht besonders geeignet. Höchstens für Umgebungsgeräusche. Die RX100 und die LX7 haben keinen Mikroeingang. Man muss den Ton also mit einem Fieldrecorder (ab 99.- Euro) aufnehmen und später mit dem Bildmaterial synchronisieren. Es gibt auch Erweiterungen die diesen Job übernehmen.
https://www.youtube.com/watch?v=wLwrigB2ETY
Für Interviews sollte man entweder ein gerichtetes Mikro (z.B. Rode NTG-2) oder besser ein Krawattenmikro verwenden (zur Not mit Kabel).