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DromeEntertainment

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Dienstag, 3. März 2015, 22:38

Passende Situation für Steadycams & Stative

Hallo zusammen,

ich habe mir vor kurzer Zeit eine Steadycam zugelegt.
Zur Erläuterung: Hierbei handelt es sich um kein Profiequiptment sondern lediglich um eine gute Steadycam für eine DSLR Kamera.

Die Testaufnahmen haben alle super geklappt, und auch das Einstellen stellt kein Problem dar. Allerdings sind die Aufnahmen des ersten richtigen Films ziemlich in die Hose gegangen.

Nun zu meiner Frage:
In welchen Situationen ist es am sinnvollsten mit einer Steadycam zu filmen, wann mit einem normalen Stativ und wann einfach Frei-Hand?

wabu

lernt noch

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Dienstag, 3. März 2015, 23:53

Hängt vom Projekt ab und von den eignen Fähigkeiten.

Das normale Stativ macht statische Aufnahmen ggf Schwenk und/oder Zoom

Aus der freien Hand oder besser Schulterstativ: einen schritt oder auch zwei - eher von einem Standpunkt dann in alle Richtungen

Steady da wo du (mit)gehen willst

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JoJu

UndergroundFilmGroup

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Mittwoch, 4. März 2015, 10:41

Ich denke die Einsatzmöglichkeiten von Amateur-Steadycams werden überschätzt.

Eine gute Steadycam-Fahrt definiert sich nicht nur über ihre technische Perfektion (wobei auch die fast nie vorhanden ist) sondern auch darüber ob sie passt bzw. eine adäquate Motivation hat.

Schau dir mal Filme von David Fincher an. Besonders "Gone Girl" und "Fight Club" (sollte man ohnehin gesehen haben) und "Sieben" wenn du ein dickes Fell hast.
Du wirst merken, dass man eine Steadycam nur selten wirklich braucht.

Da du jetzt aber schonmal eine Steadycam hast schau dir auch Filme von Terrence Malick an. Besonders "The Tree of Life" und "To the Wonder". Bei beiden hat Emmanuel Lubezki Kamera geführt und der ist ein Meister der Steadycam. Als Extrembeispiel könntest du dir natürlich auch noch "Birdman" ansehen...

Du wirst vermutlich merken, dass man viel kann und nix muss. Allerdings sieht ein Film oft professioneller aus wenn man einen Dolly statt einer Steadycam für Fahrten benutzt (Gibt's als 50€ DIY Lösung). Eine Steadycamfahrt macht die Einstellung dynamisch und bewegt, aber wenn ich gerade eine nachdenkliche Dialogsequenz filme ist das herzlich unpassend.

Überleg dir also beim nächsten Film den du siehst einfach mal warum die Kamera sich so verhält wie sie sich verhält und was das mit dir als Zuschauer macht.

Interessant ist für dich vielleicht auch noch dieser Vimeo Kanal.

JoJu

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joey23

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Donnerstag, 5. März 2015, 09:15

Es hilft übrigens sehr, solche Filme einfach mal ohne Ton zu schauen, und sich stattdessen auf die Kamera zu konzentrieren. Da lernt man eine Menge.
Nordisch bei Nature!

Lierov

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Donnerstag, 5. März 2015, 12:01


Nun zu meiner Frage:
In welchen Situationen ist es am sinnvollsten mit einer Steadycam zu filmen, wann mit einem normalen Stativ und wann einfach Frei-Hand?

Häufig wird als ein Kriterium für professionell aussehende Filme das Thema "Kamerafahrten" angeführt und leider von einigen Leuten als das Wichtigste (neben einer möglichst geringen Schärfentiefe - versteht sich) angesehen. So wird ohne Sinn und Verstand Kamerafahrt an Kamerafahrt gereiht, weil man denkt: "so muss ein professioneller Film aussehen!".



Dolly- oder Sliderfahrten haben eine andere Wirkung als eine Steadycamaufnahme. Und eine starre Stativaufnahme widerum nochmal eine andere und eine Freihand- oder ein Shoulder-Rig-Aufnahme wieder eine komplett andere Wirkung.


Man sollte sich also im Vorfeld überlegen, welchen Effekt man erreichen möchte. In meinen letzten Filmen hab ich fast ausschließlich "Freihand" gefilmt - wenngleich ich mir schon Mühe gegeben habe, die Kamera möglichst still zu halten - was man ja immer nur bedingt hinbekommt. Aber genau das war so gewollt. Es entspricht am ehesten den Sehgewohnheiten des Menschen. Niemand steht in der Regel völlig still und starr in der Gegend rum. Und wenn doch dann fixieren die Augen permanent irgendwelche Dinge und verharren immer nur kurz darauf und suchen sich neue Dinge, die sie fokussieren (gibt dazu ja auch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen Stichwort: Eye-Tracking) und selbst wenn man sich dazu zwingt, dann führen die Ein- und Ausatembewegungen (wenn auch minimal) zu leichten Veränderungen des Blickfeldes.


Dazu im krassen Gegensatz steht eine Stativaufnahme. Letztlich gab es bis Ende des letzten Jahrtausend im Heimvideobereich im Prinzip nur diese zwei Varianten. Die Hersteller waren daher immer daran interessiert die Technik von Videokameras entsprechend weiterzuentwickeln, um zumindest kleinere Wackelbewegungen automatisch von der Kamera eliminieren zu lassen (Stichwort: Fuzzy-Logic) damit man weitestgehend auf ein Stativ verzichten konnte, aber trotzdem noch zumutbare Filme herstellen konnte. Wer jedoch wirklich saubere Aufnahmen haben wollte, kam um den Einsatz eines Statives nicht drum rum.
Oft wird auf eine Stativaufnahme verzichtet, weil sie im Gegensatz zu einer bewegten Kamera langweilig wirken und an die eben beschriebenen Videoaufnahmen der 80er Jahre erinnern. Bewusst eingesetzt hat eine Stativaufnahme aber definitiv eine Daseinsberechtigung. So ist es durchaus möglich mit einer Stativaufnahme eine viel stärkere Anspannung oder Unruhe beim Zuschauer hervorzurufen, als wenn sich die Kamera bewegt (hört sich vielleicht paradox an, ist aber so). Gerade weil es so unnatürlich ist. Es ist quasi so, als wenn man im normalen Leben die Luft anhält, weil man von etwas total gebannt ist.
Ein weiterer Aspekt durch starre Aufnahmen Spannungen beim Zuschauer zu erzeugen resultiert durch die Unterdrückung des natürlichen Fluchtreflexes. Sinnbildlich ist der Zuschauer an seinen Stuhl festgenagelt und wird durch den Kameramann gezwungen von dort aus sich alles genau anzuschauen. Man hat das Gefühl man ist gefangen und gefesselt und kann nicht weg. Bewegt sich die Kamera hingegen, vermittelt das dem Zuschauer, dass er sich frei in der Szenerie bewegen kann und quasi "nur" ein unbeteiligter Voyeur ist, der nur zuschaut, weil er zuschauen will. Konstruieren wir eine Szene: Da sitzt der Angestellte im Büro seines Chefs. Der Chef starrt ihn wortlos längere Zeit an. Eine sehr unangenehme Situation für den Angestellten. Hier wären Dollyfahrten sicherlich nicht das Mittel der Wahl. Statische Aufnahmen würden viel eher der Situation entsprechen und die Anspannung des Angestellten auch für den Zuschauer spürbar machen.


Ich empfehle dir den Tipp von joey23 zu befolgen. Man muss ein Gefühl bekommen. Schau Dir andere Filme/Szenen/Sequenzen/Einstellungen an und analysiere für dich wie etwas wirkt und was sie bei dir für Emotionen und Gefühle auslösen. Beim Film gibt es selten nur eine Lösung für bestimmte Dinge, aber es gibt häufig Lösungen die falsch sind.
Kritik ist die höchste Form der Zuneigung

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JonasK

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