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Marcus Gräfe

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1

Montag, 15. September 2008, 18:31

Zwei Fragen zur 3-Punkt Ausleuchtung

Ich habe zwei Fragen zur 3-Punkt Ausleuchtung, die sich mir am Wochenende gestellt haben, als ich das erste Mal mit Licht gearbeitet habe (wenn auch nur mit Baustrahlern):

1.) Muss die Spitze zwingend gegenüber der Führung sein? Oder geht auch gegenüber der Aufhellung?

2.) Wenn ein Darsteller ausgeleuchtet werden soll und seinen Kopf schräg hält, so dass eine Gesichtshälfte mehr zu sehen ist, als die andere, muss dann auf diese mehr zu sehende Gesichtshälfte die Führung oder die Aufhellung zeigen? Oder ist das egal?

Magicman

unregistriert

2

Montag, 15. September 2008, 19:05

Hallo,

Ich glaube du gehst da viel zu sehr handwerklich dran. :P

Meinermeinung nach ist das ganze ja nur ein Modell, dass das Grundprinzip einer einfachen aber effektiven Beleuchtung darstellt.
Ich würde Dir raten dich weniger auf Abstände Winkel etc. zu fixieren, als auf das Monitorbild an der Kamera, auf das es ja schließlich ankommt.
Eine Regel gibt es vielleicht, mach Dir von anfang an klar wo dein Licht in einer Szene über herkommt. Das sollte wenn möglichst dein Führungslicht sein.
Alles andere kann physikalisch komplett inkorrekt sein solange es gut aussieht. Und man das inkorrekte nicht erkennt.

Ein ziemlich gut/günstiges Buch zur generellen Einführung in Licht wäre "Die chinesische Sonne scheint immer von unten". :)

Grüße, Oli

Jumperman

unregistriert

3

Montag, 15. September 2008, 19:19

Magicman hat Recht. Du kannst das eigentlich so machen, wie es für dich am besten ist bzw. wie es zur Szene passt. Wenn du einen düsteren Look hinkriegen willst oder jemanden etwas zwielichtiger erscheinen lassen willst, dann lass viel Dunkelheit in der Mitte seines Gesichts. Entweder stellst du Haupt- und Aufhellungslicht in einem großen Winkel zueinander oder (wie du in der zweiten Frage geschrieben hast) gibst der abgewandten Seite das Hauptlicht, so dass nur wenig hell ist.

Das mit der Spitze ist Geschmackssache. Ich persönlich setze sie gerne auf die selbe Seite, wie das Hauptlicht. Es gibt aber auch Leute, die schwören auf die Gegenseite. Ganz andere wiederum machen die Spitze nahezu mittig, was auch ganz nett aussieht.

Was mir in meinem Praktikum viel gebracht hat, wer ne kleine Übung. Nimm dir eine Figur, z.B. irgendne Actionfigur oder auch nur nen Teddybären, stelle ihn auf nen kleinen Tisch und leuchte ihn ein bißchen aus. Da lernst du sehr schnell, wie du verschiedenste Stimmung zaubern kannst. Das hängt immer von der Position der Lichter ab und natürlich auch von der Stärke. Eine relativ extrem starke Spitze gibt einer Szene eine sehr gedeckte Stimmung, als wenn irgendetwas geheim ist oder so. Also einfach ausprobieren.

Marcus Gräfe

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4

Montag, 15. September 2008, 19:48

Ich denke es schadet nicht, dass Ganze erstmal handwerklich perfekt zu beherrschen, bevor man kreativ wird. ;)

Daher meine "handwerklichen" Fragen.

In der Schule haben wir mal eine Klausur u.a. zum Thema Licht geschrieben und ich hatte die Spitze gegenüber der Aufhellung gezeichnet und das gab Punktabzug. Habe nur nie verstanden warum das so sein soll.

Zum Thema welche Seite hell und welche dunkel: In meiner Szene am Wochenende gab es nur unnatürliches Licht, von daher konnte ich da nicht überlegen, von wo das Licht herkommen müsste. Ich hatte die Aufhellung auf der abgewandten Seite und habe mich dann halt gefragt, ob das falsch sein könnte.

Jumperman

unregistriert

5

Montag, 15. September 2008, 20:35

"Falsch" ist beim Lichtsetzen eigentlich garnichts. Eine Variante ist eben mehr, eine andere weniger schön, aber nicht falsch. Wie gesagt, es kommt immer drauf an, welche Stimmung das Bild vermitteln soll.

6

Dienstag, 16. September 2008, 11:52

Hey das ganze Thema finde ich wirklich sehr interressant, gibt es vielleicht noch mehr so bücher wie magic man sie empfohlen hat?
Auch für Fortgeschrittene?


mfg
Cody

SebastianK

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7

Dienstag, 16. September 2008, 13:03

In der Filmstube Hamburg gibt es einige gute (Ober-) Beleuchter. Wenn Du hier keine adäquarten Antworten bekommst, frage doch mal dort nach.

Besten Gruß, Sebastian

Marcus Gräfe

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8

Dienstag, 16. September 2008, 17:12

Danke erstmal soweit. Es scheint dann ja keine strikten Regeln zu geben, was meine beiden Punkte angeht.

freezer

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9

Dienstag, 16. September 2008, 22:17

Da ich schon lange u.a. als Oberbeleuchter und lichtsetzender Kameramann arbeite kann ich sicher ein bißchen was zur Aufklärung beitragen. :)


1.) Muss die Spitze zwingend gegenüber der Führung sein? Oder geht auch gegenüber der Aufhellung?
2.) Wenn ein Darsteller ausgeleuchtet werden soll und seinen Kopf schräg hält, so dass eine Gesichtshälfte mehr zu sehen ist, als die andere, muss dann auf diese mehr zu sehende Gesichtshälfte die Führung oder die Aufhellung zeigen? Oder ist das egal?

ad 1) Wo Du die Spitze setzt, bleibt prinzipiell Deiner persönlichen Präferenz überlassen. Ich gehe weiter unten aber genauer darauf ein.

ad 2) Das Führungslicht bestimmt die grundsätzliche Lichtrichtung in Deinem Bild. Von daher ist es sinnvoll, sich vorher Gedanken darüber zu machen, wo es herkommt. Aber auch dazu später mehr.

In der Schule haben wir mal eine Klausur u.a. zum Thema Licht geschrieben und ich hatte die Spitze gegenüber der Aufhellung gezeichnet und das gab Punktabzug. Habe nur nie verstanden warum das so sein soll.

Finde ich ziemlich unsinnig, sowas in einem Test abzufragen - Licht ist immer eine subjektive Sache. Durch so einen Test wird suggeriert, daß Ausleuchten etwas Technisches ist, was man falsch oder richtig machen kann. Mit dem Lehrer würde ich mich gern mal unterhalten...

So, nun zurück zur ursprünglichen Frage:

Ausleuchtung ist keine genaue Wissenschaft - sie unterliegt sehr stark den vorhandenen Gegebenheiten (Raumstruktur, Fensterposition), den technischen Möglichkeiten (Stromversorgung, verfügbares Equipment), Vorgaben, Geschmack, zu erreichendes Ziel (Emotionen, Stimmung) und Zeitgeist.

Die klassische Hollywoodausleuchtung ist eine aufwendigere Version der 3-Punktausleuchtung mit mindestens 4 Scheinwerfern:
Führungslicht (Key), Aufheller (Fill), Spitze (hair light), Hintergrundlicht (background light)

In den 30-40ern gab es das zB Glamourlicht für die (weiblichen) Stars:

(Foto dient als Lehrbeispiel. Copyright liegt bei Columbia Pictures.)
Hierbei wurde mit 5 Scheinwerfern und selektivem Licht gearbeitet.
* Das Führungslicht kommt von 45° links leicht oberhalb der Kameraachse, selektiv nur auf das Gesicht. Das ergibt einen sehr kleinen Nasen- und Kinnschatten.
* Der Aufheller kommt rechts von der Kamera und ist 2 Blendenstufen dunkler, auf gesamten Körper.
* Hintergrundlicht von links, obere Hälfte abgeschattet. Dadurch ist der Hintergrund unten hell und ohne Körperschatten, welcher sich oben durch die Abschattung wieder herausschält
* Zwei Spitzlichter, links und rechts von hinten, 3 Blende überbelichtet. Das rechte kommt aus Kamerahöhe (erkennbar am Schatten im linken Türrahmen) und erzeugt u.a. den Glanz am Kleid. Das linke Spitzlicht kommt von steil oben und setzt ein Glanzlicht auf Haare, Schulter und ihre rechte Hand (links im Bild).

Klassische Ausleuchtung orientiert sich an Rembrandts Malstil - der "Chiaroscuro-Beleuchtung". Dabei wird ein abwechselndes Hell-Dunkel erzeugt, was zu interessanten Kontrasten führt. Dabei kommt das Führungslicht von rechts (45°), die Aufhellung frontal (Helligkeitsverhältnis 1/8), das Spitzlicht (gleichhell wie Führung) von rechts hinten.
Daraus ergibt sich: wenn man das Gesicht mit der Spitze aus dem Dunkel richtig rausarbeiten will, dann muß es der Führung gegenüberliegen. (Das ist aber kein Mantra!)

Hier nun ein paar Beispiele, die ich bei mir im Büro heute schnell mal geschossen habe:
(Zum Vergrößern einfach anklicken.)


* Führungslicht von links
* Spitze von rechts oben
* kein Aufheller


* Führungslicht von links
* Spitze von rechts oben
* Aufheller von rechts (Styro reflektiert Führung)


* Führungslicht von rechts
* Spitze von rechts oben
* kein Aufheller


* Führungslicht von rechts
* Spitze von rechts oben
* Aufheller von links (Styro reflektiert Führung)


* Führungslicht von rechts
* Spitze von rechts oben
* Aufheller von links, aber weiter weg (Styro reflektiert Führung)

Besser wäre in diesem Beispiel wenn die Spitze von links käme, um die Figuren besser aus dem - im rechten Bereich dunkleren - Hintergrund zu arbeiten.

Aus welcher Richtung Du das Führungslicht grundsätzlich setzen sollst, hängt ganz von den Gegebenheiten am Set ab. Befindet sich ein Fenster im Bild, dann ergibt sich die Richtung des Führungslicht automatisch, ist das Fenster nicht im Bild, dann sollte das Führungslicht zumindest konsistent zum Gegenschuß sein.

Hauptziel des Ausleuchtens ist zum einen das Schaffen von Stimmungen und zum anderen das Erzeugen einer plastischen Aufnahme für den Zuschauer (wir wollen ja eine 3D Umgebung auf 2D möglichst räumlich abbilden). Zudem lässt sich durch das Ausleuchten gezielt Information hinzugeben oder wegnehmen, zB wenn ein Lichtstrahl im Hintergrund auf die Statue im Raum fällt - oder die Statue im Dunkeln verschwindet.

Spitzlicht ist heutzutage ein wenig aus der Mode gekommen - der Trend geht eher zu sehr weichem Licht (mit Hilfe von Kinoflos - das sind Leuchtstoffröhren), dabei wird das Licht quasi direkt sanft um das Gesicht "gewickelt". Das kann man wie folgt machen:
* weiches Führungslicht kommt zB von rechts
* Aufheller kommt ebenfalls von rechts aber nahe der Kamera, zudem wird das Licht extrem per Softbox/großflächiger Diffuserfolie weichgezeichnet
Durch diesen Trick führt man quasi das Hauptlicht durch den Aufheller weiter und es blendet nahtlos ineinander, erzeugt extrem weiche Übergänge im Gesicht.

Nochwas zum Thema weiches Licht:
Weiches Licht definiert sich durch seine Abstrahlfläche und den Abstand zum Objekt. Je größer die Fläche und je näher, desto weicher. Ein großes, weiches Licht das sehr weit weg wird erzeugt wiederum hartes Licht, weil es durch die Entfernung zum Punktstrahler wird.
Robert Niessner - Planung / Kamera / Licht / Postproduktion
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »freezer« (16. September 2008, 22:35)


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Marcus Gräfe

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Dienstag, 16. September 2008, 23:13

Wow, vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

adventure_jack

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11

Sonntag, 21. September 2008, 15:33

Ist vielleicht ganz interessant für dich ein kleiner Videoworkshop von suedwild: Südwild

JoeFX

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12

Dienstag, 23. September 2008, 17:18

in "Schwerter des Königs" (über den Regisseur Uwe Boll will ich hier reden ;) ) wurde kam sie Spitze fast immer 90° von links. Sah auf jeden Fall gut aus.

freezer

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13

Mittwoch, 24. September 2008, 14:39

in "Schwerter des Königs" (über den Regisseur Uwe Boll will ich hier reden ;) ) wurde kam sie Spitze fast immer 90° von links. Sah auf jeden Fall gut aus.


Sorry JoeFX, aber das ist Unsinn.
1. Eine Spitze KANN NIE 90° von links oder rechts kommen - sie MUSS immer von hinten kommen - sonst ist es keine Spitze.
2. Hab mir grad den Trailer angesehen. In den Filmausschnitten ist entweder gar keine Spitze zu sehen, oder in den wenigen wo eine vorkommt kommt sie jeweils passend mal von links oder rechts HINTEN.
Robert Niessner - Planung / Kamera / Licht / Postproduktion
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JoeFX

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Mittwoch, 24. September 2008, 17:41

@freezer: aja, stimmt :pinch: ... hab nicht mitgedacht. Ich meinte, dass die Spitze nicht von hinten kommt sondern von der Seite, wenn du verstehst was ich meine :whistling:
Stimmt im Trailer kommen die Filmausschnitte nicht vor, da dort mehr vom Kampf gezeigt wird, weniger die Emotionalen Szenen, die mit besagter Spitze arbeiten...

Lutz Dieckmann

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15

Sonntag, 19. Oktober 2008, 00:01

3 Punkt Licht

Hi,

das mit der klassischen 3 Punkt Beleuchtung stimmt schon. Wenn Du Lust hast kannst Du Dir ja mal mein Tutorial "Spannendes Basislicht" ansehen. Da zeige ich genau wie es gemacht wird. Meine Webseite: http://hd-trainings.de

Viele Grüße

Lutz
Danke für´s Lesen.Jede Woche neue Online Streams auf: http://hd-filmschule.de und neue Tutorials auf http://hd-trainings.de

Lutz Dieckmann auf Facebook oder 06102/75 64 85

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