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Sonntag, 12. Mai 2013, 23:21

Preiswerte Lavalier-Mikrofone im Vergleich

Dies ist kein wissenschaftlicher Test.
Ich betreibe kein Messlabor.
Andere kommen möglicher Weise zu
anderen Ergebnissen.
Ich habe den Post geschrieben, da ich wenig zum Thema fand und es mich interessiert.

Meine Ausgangssituation:
Ich bin auf der Suche nach einem Lavalier-Mikrofon mit Sprachtauglichkeit, welches ich bei Filmaufnahmen verwenden kann.
Sobald mehrere Sprechende in einer Szene agieren, spielt auch der Preis eine Rolle, da dann mehrere Mikrofone benötigt werden.
Unter dem Gesichtspunkt Preis, habe ich Funklösungen vorerst ausgeklammert.
Die Idee ist es, Lavalier und Aufnahmegerät am Darsteller (verdeckt) zu befestigen und den Ton später zu synkronisieren.

Zur Aufnahme stehen mir ein Zoom H2n, ein Tascam DR-40 und eine Panasonic HC-V707 zur Verfügung. Die HC-V707 betrachte ich als eher theoretische Möglichkeit, Kabel quer durch ein Set zu verlegen schafft diverse Probleme.

Im unteren Preissegment bin ich auf folgende Mikrofone gestoßen:
1. Audio Technica ATR3350
2. Audio Technica AT9903
3. Pronomic LA-30
4. König Electronic CMP-MIC8

Das ATR3350 stellt quasi so etwas wie das Standard billig Lavalier dar. Im Netz finden sich einige Tests.
Der Output-Pegel ist der kleinste aller vier Mikrofone, die Vorverstärker sollten also kräftig und Rauschfrei sein.
Die Stromversorgung erfolgt über eine Knopfzelle (LR44), dass entsprechende Batteriefach befindet sich am Kabel, Plugin-Power oder Phantomspeisung wird nicht benötigt.
Alle Aufnahmen sind stark verrauscht, eine Nachbearbeitung ist Pflicht.

Das AT9903 kann über Amazon als Japan-Import bezogen werden.
Neben dem Verkaufspreis werden je nach Händler noch 19% Steuern beim Zoll fällig. Ich konnte das Paket bequem von der Post abholen und dort die Steuern bezahlen. Ich habe am 5.4. bestellt, am 10.5. konnte ich das Paket abholen. Ab dem 16.4. waren laut Tracking DHL und der Zoll mit der Sendung beschäftigt. Schnell bestellen und morgen damit arbeiten fällt also aus.
Der Output-Pegel ist geringer als der des König Electronic aber sehr brauchbar. Die Klangqualität ist meiner Meinung nach die höchste der vier Mikros.
Das Mikrofon benötigt Plugin-Power. Diese kann aus dem Aufnahmegerät kommen oder aus dem mitgelieferten Speiseteil, beides funktioniert gut. Wer das Speiseteil nicht benötigt, kann auch die Version AT9904 kaufen (quasi ein AT9903 ohne Speiseteil).
Zum Lieferumfang gehört noch ein kleiner Beutel für Aufbewahrung und Transport.

Das Pronomic LA-30 sticht auf Grund seiner Ausstattung heraus, vier schraubbare Anschlussstecker liegen bei. Zudem ist ein separater Speiseadapter (auf XLR) erhältlich.
Der Output-Pegel ist der zweit kleinste der vier Mikrofone, die Vorverstärker sollten also kräftig und Rauschfrei sein.
Als Stromversorgung wird Plugin-Power, mit dem Speiseadapter wird Phantompower benötigt.
Aufnahmen am Zoom sind stark verrauscht, über den Speiseadapter am Tascam kommen zum Rauschen noch weitere Störgeräusche. Die Idee mit dem Speiseadapter ist toll, leider sind die Aufnahmen darüber in meinen Augen unbrauchbar.

Das König Electronic CMP-MIC8 habe ich eigentlich nur gekauft, weil ich den Preis (4,95€ über Amazon) unwiderstehlich fand. Der Output-Pegel liegt deutlich über dem der drei anderen Mikrofone, bei der erreichbaren Aufnahmequalität steckt es das ATR3350 und das Pronomic locker in die Tasche. Das Verhältnis von Nutzsignal und Rauschen ist hier um Längen besser.
Als Stromversorgung wird Plugin-Power benötigt.
Die Bauform weicht von den drei anderen ab, es ist das Größte der vier Mikrofone.

Allen vier Mikrofonen liegen Schaumstoff Windschutz und Befestigungsklemme (Krokoklemme) bei. Die Klemme des AT9903 fällt sehr groß aus. Funktionieren tun alle, da Lavaliere

Die technischen Daten kann man im Netz zur genüge Nachlesen. Einzelne Werte sind für mich unerheblich, mich Interessiert das Ergebnis.

Fazit:
Wer mit der Größe des König Electronic leben kann findet hier für kleines Geld ein brauchbares Mikrofon.
Das Pronomic LA-30 und das Audio Technica ATR3350 bieten für meine Zwecke zu geringe Ausgangspegel (Nutzsignal) in Verbindung mit zu viel Rauschen.
Wer ein kleines Lavalier sucht, sollte sich das Audio Technica AT9903 ansehen. Von den vier Mikrofonen ist das mein Favorit.


Für Interessierte habe ich einige Aufnahmen gemacht und in einer ZIP-Datei zusammengefasst.
Um den Vergleich möglich zu machen, nutze ich eine unbearbeitete Sprachaufnahme und ließ diese über ein breitband Monosystem mit kugelförmigem Gehäuse wiedergeben.
Die Originaldatei sowie Vergleichsaufnahmen, erstellt mit dem Rode NTG-2 sind in der ZIP-Datei enthalten.
Das Rode wurde oberhalb des Lautsprechers positioniert, quasi eine Simulation des bekannten Tonangels.
Die Lavalier-Mikrofone wurden immer mittig 15cm unter dem Lautsprecher befestigt.

Der Lautsprecher stand frei in einem Raum von ca. 4,5m x 6m ohne dämpfende Element (keine Gardinen, Stoffsitzmöbel, …) und in ca. 2,5m Abstand zu einem laufenden PC (Lüftergeräusch).
Die Fenster waren geschlossen, das Haus in dem sich der Raum befindet liegt an einer gut befahrenen Straße.
Keine einfachen Bedingungen aber etwas Realität wollte ich einfließen lassen.

Mit besseren Vorverstärkern in einem schalltoten Raum hätte man sicher bessere Aufnahmen machen können.
Darum ging es mir jedoch nicht, ich wollte wissen wie es sich in der Praxis verhält. Wer Highend Sprachaufnahmen machen will, wird sicher keines des getesteten Mikrofone verwenden.

Mit jedem der Mikrofone wurden an jedem Aufnahmegerät jeweils drei Aufnahme gemacht.
Immer mit 50%, 80% und 100% Aussteuerung.
Zoom H2n: Der Aussteuerungsregler reicht von 1 bis 10, also bei 5,8 und 10.
Tascam DR-40: Der Aussteuerungsregler reicht von 0 bis 90, also bei 45, 72 und 90.
Panasonic HC-V707: Der Aussteuerungsregler reicht von -30 bis +6, hier habe ich 0 als 100% angenommen und demnach -15, -6 und 0 verwendet. Beim ATR3350 und dem Pronomic habe ich es auch oberhalb 0 versucht und die jeweils beste Aufnahme behalten.

Die Dateien sind folgender Maßen benannt:
1. Name des Mikrofons (vier Zeichen: 3350 für das ATR3350, 9903 für das AT9903, koen für das König Electronic, pron für das Pronomic und rode für das Rode)
2. Unterstrich
3. Name des Aufnahmegerätes (vier Zeichen: pana für die Panasonic, tasc für das Tascam und zoom für das Zoom)
4. Unterstrich
5. Pegelwert

Die Datei 3350_zoom_08 ist also eine Aufnahme mit dem ATR3350 über das Zoom bei 80% Aussteuerung.
Beim AT9903 gibt es Dateien mit dem Zusatz „ad“, diese sind über das Speiseteil aufgenommen worden.
Eine Ausnahme stellt die Originaldatei dar, die schlicht mit original benannt ist.

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Benutzer, die diesen Beitrag hilfreich fanden:

rick, wabu

philflieger

unregistriert

2

Montag, 10. Juni 2013, 18:08

Danke für diesen Testbericht!

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