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1

Donnerstag, 5. Juli 2012, 11:44

Kommerzielles Videoprojekt gemacht - Auftraggeber will jetzt Rohdaten

Hey Leute!

Ich habe letzens zwei Imagefilme für einen Auftraggeber gemacht.
Rechtlich ging alles gut über die Bühne, wobei ich aber etwas auf die Zahlung warten musste.

Jetzt möchte der Auftraggeber dringend die Rohdaten haben, da er kleine Änderungen an dem Clip machen möchte bzw. ihn variieren will. Relativ kurzfristig.
Wenn ich die Änderungen machen würde, könnte ich das erst abends und nicht so zeitnah etc.

Im Vertrag habe ich aber von vorneherein geregelt, das die Herausgabe der Rohdaten kein Bestandteil des Vertrages sind, sprich: von mir nicht gewünscht. Ich lasse mir da ungern in die Karten schauen...

Doch jetzt möchte er die Rohdaten doch haben und ich muss mir fix was überlegen. Was is da Preislich nehmen kann für, das ich ihm die Rohdaten gebe. Und auch die Nutzungsrechte, bzw. was der damit anstellen darf etc...

Hattet ihr auch schonmal so einen Fall?

Blubberfisch

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2

Donnerstag, 5. Juli 2012, 15:10

Ich hatte vor Jahren mal etwas ähnliches. Auch dort wollte ein Auftraggeber Rohdaten haben, weil sie künftig in verschiedenen Messevideos verwendet werden sollten. Wir haben uns dann auf 400€ die Minute geeinigt, einen Satz, den ich noch aus meiner Zeit beim Fernsehen kannte.
Natürlich wurde dafür dann das Material bereits zurechtgestutzt, damit er nicht für unscharfe oder verwackelte Bilder bezahlte, sondern nur für das, was auch wirklich benötigt wurde.

Vertraglich musst du dann eben entscheiden, ob du ihm die eingeschränkten oder uneingeschränkten Nutzungsrechte überträgst. In meinem Fall damals waren es fast uneingeschränkte Rechte, da der Kunde das Material ja weiterverarbeiten wollte. Nur verkaufen durfte er es nicht.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Blubberfisch« (5. Juli 2012, 16:11)


3

Donnerstag, 5. Juli 2012, 15:45

Habe ihm ein Vorschlag gemacht, der in meinen Augen auch nicht übertrieben ist. Habe ihm auch das mit den Nutzungs- und Verbreitungsrechten gesagt...
Sprich das er die Rohdaten für Eigenzwecke verwenden und bearbeiten darf, nicht aber an Dritte weitergeben.

Reaktion war unakzeptanz und angepisst.

Er hält es für selbstverständlich, das man die Rohdaten rausgibt. Hat ein Freelancer Grafiker bei ihm auch gemacht. Er möchte die Rohdaten bei sich haben, damit er ganz fix selbst was ändern kann. Oder halt einen andereren Freelancer, der schneller greifbar ist als ich. (Ich kann halt nur nach der Arbeit abends)

Er sieht das Ganze nicht ein und denkt, das mit dem Geld was er mir gezahlt hat, ihm auch sämtliche Rohdaten gehören. Dem ist aber nicht so, da ich eine Klausel in den Vertrag geschrieben hatte: "Die Herausgabe von Rohdaten ist nicht Bestandteil des Vertrages".

Jetzt "droht" er schon damit, den Clip einfach nachbauen zu lassen, damit er dann damit machen kann, was er will.

Was soll ich tun?

rick

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Donnerstag, 5. Juli 2012, 15:58

Du hast doch Dein Geld schon erhalten. Wieso willst Du es ihm noch recht machen, wenn er uneinsichtig ist ? Als zukünftiger Kunde wird er eh nicht mehr in Frage kommen. Jemand der einen Vertrag nicht akzeptiert, sich nicht an Zahlungsziele hält und in seiner ganze Art rüde klingt, wird sich in Zukunft jemand anderen suchen, dem er auf der Nase rumtanzen kann. Du kannst ihn allenfalls noch darauf aufmerksam machen, daß er beim 1 zu 1 "nachbauen" in Konflikt mit Deinem geistigen Eigentum geraten könnte. Aber eigentlich klingst Du ja so als wärst Du nicht auf Krawall gebürstet und insofern würde ich sagen, scheiß der Hund drauf und setze ihn auf "Ignore".

Blubberfisch

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5

Donnerstag, 5. Juli 2012, 16:20

Ich sehe es genauso wie rick, wenn du bereits bezahlt wurdest, ist doch alles in Ordnung. Du bist in keiner Schuld, da du ja offensichtlich genau das gemacht hast, was vertraglich vereinbart war. Wenn der Kunde den Clip sozusagen "offen" haben möchte, weil er ihn regelmäßig anpassen/aktualisieren muss, so ist das ein Sonderfall und keinesfalls die Regel. In jedem Fall bedarf es dafür entsprechender Anpassungen im Vertrag.

Die Ansicht, dass digitale Zwischenschritte ja nix wert sein, hält sich leider hartnäckig, ist aber genauso falsch wie in jeder anderen Branche. Sag doch mal einem professionellen Fotografen, er solle dir bitte alle Negative aushändigen, damit du die Bilder nach belieben nachentwickeln und vervielfältigen kannst. Der wird dir was erzählen.
Oder dein Kunde soll sich vorstellen, er hätte bei einem Bäcker eine leckere Torte gekauft. Da es ja nun sein kann, dass am Sonntag Nachmittag - wenn der Bäcker zu hat - mal spontan Besuch vorbeikommt, erwartet dein Kunde selbstverständlich, dass er mit dem Kauf der Torte auch das Rezept gleich mit erworben hat. Damit er die Torte jederzeit von jemand anderem nachmachen oder variieren lassen kann. Eine ebenso idiotische Vorstellung.

Im digitalen Bereich ist es nicht anders, nur sehen viele Menschen eben nicht den "Wert" der digitalen Daten, da diese - anders als Mehl und Eier - beim Verarbeitungsprozess nicht "verbraucht" werden, theoretisch also in unbegrenzter Zahl verfügbar sind. Das ändert aber nichts daran, dass sie dir gehören. Wenn dein Kunde dieses Material haben will, muss er wie überall im Leben dafür bezahlen. So läuft's nunmal.

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rick

6

Donnerstag, 5. Juli 2012, 16:35

Ihr sprecht mir aus der Seele! :)

Problem ist jetzt aber folgendes...

Es gab zwei Imagefilme, die ich für die Firma gemacht habe. Einmal Clipflip und dann Pictorama. Anfangs war es nur eine Firma, nun sind es zwei.
Clipflip habe ich komplett bezahlt bekommen, bei Pictorama steht noch mein Geld aus, das sie mir bisher noch nicht gezahlt haben, da sie angeblich einen Engpass haben und erst Investoren suchen müssen...

Und die Kohle hätte ich auf jeden Fall noch gerne. Sind ja keine Peanuts... Zukünftige Projekte.. hmm ja das wird wohl nicht mehr in Frage kommen, aber egal.

Das Beispiel mit dem Fotografen habe ich ihm auch erläutert... ist ja normal, das dieser keine RAW's rausgibt...

Genau, ich will / wollte eigentlich kein Konflikt mit ihm, aber das ist nun nicht mehr zuändern. Er wollt sich nochmal bei mir melden. Vielleicht sucht er gerade jemanden, der es nachbauen könnte...

Ich habe etwas Bedenken, das er mir das Geld für den zweiten Imagefilm nicht bezahlt, da er auch da die Rohdaten haben will... Aber das ist ja wieder ne seperate Firma, die eine getrennte Geldquelle hat... Aber dennoch...

Nachgeben und ihm die Rohdaten doch so geben oder auf mein Recht pochen? Denn eigentlich bin ich ja im Recht. Selbst wenn er das 2. Video nicht bezahlen will. Den Vertrag hat er ja unterzeichnet...

rick

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Donnerstag, 5. Juli 2012, 16:54

Ich kann Dich da gut verstehen. Du steckst in einem Dilema welches nicht untypisch für Menschen ist, die sich nicht um jeden Preis mit ihren Ellenbogen durchsetzen wollen (geht mir häufiger auch so).

Dennoch laß Dich nicht "erpressen" oder unter Druck setzen. Du hast mit der Klausel in Deinem Vertrag erstens professionell und zweitens Branchenüblich gehandelt und genau diesen Fall (bewußt oder unbewußt) vorhergesehen. Wenn Du jetzt nachgibst, führt das Deine eigene zukünftige Vertragsgestalltung ad absurdum. Dein Auftraggeber ist derjenige der sich nicht an die Regeln halten will und ein völlig unprofessionelles Geschäfstgebaren an den Tag legt.

Wenn er versucht Dich einzuschüchtern (keine Zahlung für den zweiten Clip), dann verweise auf den Vertrag und Deinen Anwalt. Ein freundlicher Hinweis darauf, daß Du beruflich ständig Filmmaterial online stellst in dem Du auch durchaus Deine Erfahrungen mit der Zahlungsmoral und dem Geschäftsgebaren in der freien Wirtschaft mit anderen teilst, könnte ihm evtl. bewußt machen, daß der Hinweis auf einen nicht bezahlten oder "nachgebauten" Imagefilm, für sein Image alles andere als förderlich ist (youtube lässt grüßen). Behalte es mal im Hinterkopf für den Fall das gar nichts mehr geht.

In diesem Forum brauchen Clipflip oder Pictorama vermutlich nicht mehr nach Ersatz für Dich zu suchen.

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Mad Pictures

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Donnerstag, 5. Juli 2012, 16:57

Jetzt kannst du eigentlich nicht mehr zurück. Selbst wenn du jetzt nach gibst hast du keine Vorteile daraus. Du wirst ihn dadurch auch nicht mehr für weitere Projekte gewinnen können. Und dein Geld musst du bekommen egal wie. Und da kommt es jetz eher auf die Haltung der Firma an. Wenn er dir das Geld nicht geben will wird er es auch nachdem du ihm das Rohmaterial gegeben hast nicht tun. Weil Ärger gabs ja sozusagen schon mit dir. Wenn er aber noch halbwegs korrekt ist wird er dir das Geld geben und du kommst sauber und ohne Schaden aus der Sache.
Also belass es jetzt halt bei den Differenzen. Das ist nicht deine Schuld und ändern kannst du nix mehr. Du kannst eventuell mal was von nem Anwalt anklingen lassen bei ihm wenn er sich quer stellt. Die meisten lenken dann ein auch wenn es nur ein Bluff ist.
Viel Glück

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MP-Digital

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Donnerstag, 5. Juli 2012, 19:53

Nun, Vertrag ist Vertrag. Sonst benötigt man keinen. Und da gibt es kein hin und her. Da musst Du klar Stellung beziehen. Und damit ist schon alles gesagt. Was er will, kann man ja immer vertraglich ändern in einer sog. Nachtragsveränderung. Was wieder Zeit und Kosten verursacht. Wer zahlt die ?? Dies muss klar geregelt sein.

Aus meiner Sicht, klare Worte vortragen. Wenn er was möchte, zahlen. Ohne Geld, keine Ware. Also, nicht über den Tisch ziehen lassen. Auch solltest Du in einem Vertag regeln, dass jede weitere Leistung, die mit diesem Projekt zu tun hat, mit dem Betrag „x“ auszugleichen ist. Zudem würde ich nichts an Rohdaten herausgeben, kein Stück. Wenn ja, sollte diese im gleichen Kostensatz liegen, wie die erste Zahlung und da es ja Rohdaten sind, also mehr Material, würde ich dies mal zwei oder drei nehmen.

Solltest Du kein Geld bekommen, schriftlichen Zahlungstermin ansetzen (bitte mit Einschreiben-Rückantwort) und aufzeigen, sollte der Termin nicht eingehalten werden wird die Sache dem Anwalt übergeben. Aber dann solltest Du das auch durchziehen.

Frage, hast Du eine Rechnung geschrieben und von ihm dazu eine Auftragsbestätigung erhalten? Hast Du eine Steuer-Nr. oder bist Du Umsatzsteuerbefreit? Hast Du beides nicht, kann er Dich beim Fiskus melden und Du hast von da auch noch Ärger. Du kannst rechtlich nichts an Zahlungen fordern, wenn Du im Vorfeld nicht die rechtlichen Rahmenbedingungen einer Rechnungsstellung erfüllt hast.

Marcus Gräfe

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Donnerstag, 5. Juli 2012, 20:24

Konkrete Rechtsberatung im Einzelfall ist durch Nicht-Juristen verboten!

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