Israel begeht Völkermord und das auch noch völlig ungebremst. Israel wird sogar noch unterstützt Zivilisten in Stücke zu schießen weil damit ja wenigstens ein bisschen Geld verdient werden kann.
Nein. Israel wurde vor dem Kriegsausbruch Anfang des Monats alle paar Tage mit Raketen beschossen, über Wochen und Monate hinweg, die die Zivilbevölkerung terrorisieren. Kein Staat der Welt lässt sich das dauerhaft gefallen. In Nord-/Südkorea stehen beide Länder jedesmal kurz vorm Krieg, wenn sowas passiert, aber neue Raketen bleiben bisher zum Glück aus, darum und nur darum ist da noch nicht die Hölle ausgebrochen.
Ich sehe die israelische Siedlungs- und Militärpolitik und den Umgang mit Arabern insbesondere während der ersten Intifada durchaus kritisch, aber sie ist kein Völkermord, sondern ganz einfach ein Land im Kriegszustand, weil die Hamas das Existenzrecht Israels, das von zahlreichen anderen Staaten anerkannt ist, schlichtweg nicht toleriert. Die Hamas hat bei den letzten Wahlen 44% der Stimmen geholt und musste mit der Fatah koalieren, um eine Regierung bilden zu können. 2006/07 hat sich die Hamas schließlich durch Waffengewalt in einem Bürgerkrieg im Gazastreifen an die Macht geputscht. Sie ist somit nicht einmal eine demokratisch legitime Regierung, freie Wahlen gibt es nicht, trotzdem beansprucht sie für sich, für alle Palästinenser zu sprechen, die die Hauptlast dieses Krieges tragen. Es könnte heute einen anerkannten palästinensischen Staat geben, der in Frieden mit Israel lebt und in dem es wirtschaftlich und humanitär bergauf geht. Es gibt aber keinen, weil die Hamas sich quergestellt hat. Die Macht über einen kleinen Küstenstreifen war ihr wichtiger als eine gute Lösung für alle Konfliktparteien - und dazu gehören auch die unter ihr leidenden Palästinenser. Die Fatah hat das Existenzrecht Israels anerkannt, und sehen wir Israel die West Bank zusammenbomben? Nein, denn die Menschen dort bedrohen Jerusalem und Tel Aviv nicht mit Raketen.
Ich finde, es ist ein Fehlschluss, Raketen auf ein sehr dicht bevölkertes Gebiet zu feuern und zu glauben, es gäbe dabei nie Kollateralschäden. Das betrifft Städte wie Tel Aviv ebenso wie Gaza-Stadt. Israel hat sich viele Wege ausgedacht, die zivilen Opfer auf palästinensischer Seite so niedrig wie möglich zu halten. Dazu gehört das "Roof Knocking", also das Abfeuern nicht explosiver Projektive auf ein Gebäude - ehe es ca. 10 Minuten später bombardiert wird - als allerletzte Warnung an Bewohner, die vorher durch SMS, Anrufe oder Flugblätter zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert wurden. Die meisten Menschen machen das auch, weil sie verständlicherweise Angst um ihr Leben haben. Wenn die Hamas davon Wind bekommt und jetzt dazu aufruft, die Menschen mögen sich dort als Märtyrer opfern, ist das nicht die Schuld Israels. Die Hamas-Raketen hingegen kommen ohne Vorwarnung. 15 Sekunden haben die Menschen im Schnitt Zeit, um Schutz zu suchen. Es grenzt an ein Wunder, das dadurch noch niemand getötet wurde - bisher.
Die einzige Möglichkeit zum Frieden, die ich in diesem Konflikt sehe, ist die militärische Bezwingung der Hamas durch die IDF - was gerade sehr unwahrscheinlich ist, denn das wäre eine monate- bis jahrelange Bodenoperation mit extrem hohen Verlusten auf beiden Seiten - oder eine palästinensische Revolution, die die Hamas von allen Machtpositionen fortjagt. Ohne freie Wahlen wird das aber schwerlich passieren. Ich hoffe, die Palästinenser begreifen das mal und machen Schluss mit der Tyrannei. Auch das wird blutig enden, deshalb ist es schwierig, den Mut dafür aufzubringen.
Angenommen die Bevölkerung bleibt weiterhin so ignorant was diese schwerwiegenden Krisen betrifft (Smartphones, Partys und Konsumgeilheit machen's möglich). Angenommen der Westen provoziert weiterhin so enorm Russland (man sieht ja dass man sich jetzt selbst schon die Gründe zaubert um aktiver werden zu dürfen - zumindest meine Hypothese was den Flugzeugabsturz angeht) dass Putin zum Eingreifen gezwungen wird.
Eine sehr steile These - wie kommst du darauf, der Westen hätte das Flugzeug selbst abgeschossen? Dass aus dem Abschuss politischer Profit geschlagen wird, ist nochmal was anderes. Wenn es von den Separatisten angeschossen wurde, hat Ruslland damit offensichtlich nix zu tun, da gebe ich dir Recht.
Übrigens: Die größten Herausforderungen der Zukunft sind nicht militärischer, sondern klimatischer und sozialer Art und können daher auch nicht militärisch gelöst werden. Es wird trotzdem Kriege und Völkermorde geben - aber das ist ja gerade der Punkt, die Menschen müssen gemeinsam an ihren Problemen arbeiten, statt sich die Köpfe einzuschlagen. Was für Israel und die beiden Palästinas gilt, gilt auch für den Rest der Welt.
wenn nämlich Russland angegriffen wird (momentan sieht es nach Provokationen aus), stürzt sich China ins Gefecht. Russland kapselt sich ja schon langsam ab - die jüngsten Sanktionen haben zu Börsen-Einbrüchen bis zu fast 10% geführt -; verbündet sich mit Argentinien & China.
Diese Einschätzung teile ich nicht. Ich sehe die Zeichen schon auf einen Konflikt zwischen Russland und dem Westen zusammenlaufen, aber nicht was die NATO angeht, sondern die EU. Das ist ja letztendlich der Hauptgrund, warum in der Ukraine Bürgerkrieg herrscht. Gerade ist Russland wirtschaftlich schwach. Daran ändert erst mal auch der neue Zugang zum Schwarzen Meer nicht viel. (Den kann man bewerten wie man will - ich persönlich fand das völkerrechtlich völlig in Ordnung. Wer sich darüber beschwert, muss auch dafür plädieren, das Saarland an Frankreich abzuschieben. Selbe Situation.)
China wird nicht eingreifen. China strebt gerade danach, seine Interessen in Südostasien stärker geltend zu machen, da wäre ein Abenteuer in Russland hinderlich - und auch gar nicht nötig, denn China hat weite Teile der EU längst aufgekauft. Da müssen nur wirtschaftliche Muskeln angespannt werden, und schon ist Ruhe im Karton.
Was Argentinien in deiner Kalkulation macht, ist mir ein Rätsel.
Von heutigem Standpunkt aus fragt man sich auch, was in den Köpfen der deutschen Generäle los war, als sie sich unter Hitler gegen die ganze Welt auflehnten. Ob damals jemand an "Kollateralschäden" gedacht hat?
Ein Teil war Kriegspropaganda - zum Beispiel Lügen darüber, wer denn nun eigentlich die Flächenbombardierungen begonnen hat.
Das Konzept der Flächenbombardierungen wurde seit den 1920ern in verschiedenen Ländern intensiv diskutiert, von den meisten aber als zu kostenintensiv verworfen. Zudem hatte man ja auch Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg, wo es ebenfalls zahlreiche Kollateralschäden gegeben hatte. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, jubelte niemand darüber. Auch die meisten Deutschen nicht. Die Schrecken des letzten Krieges saßen bei vielen noch tief.
Die Legion Condor hat das Konzept vor dem Weltkrieg ausprobiert, siehe Guernica. Es gehörte vom ersten Kriegstag an dazu, dass die Deutschen Städte bombardierten, und zwar nicht nur Munitionsfabriken und Bahnhöfe, sondern auch zivile Wohngebäude. Durch Propaganda konnte man es so drehen, dass einer einzelnen Flugzeugbesatzung aber ein Missgeschick unterlaufen sei, oder ähnliches, der Feind dann überreagierend Zivilbombardierungen als Racheakte durchführte und man sich plötzlich in einem neuen Spiel mit neuen Regeln befindet, auf die man ja einfach keine Lust hätte, aber so würde nunmal gespielt und man müsse in der Gewaltspirale adäquat antworten.
Ein anderer Teil ist nationalsozialistisches Kalkül. Erkläre slawische Völker und Juden zu lebensunwertem Leben, dann hat man auch keine Hemmungen mehr, diese Menschen nicht nur in der Schlacht umzubringen - nach dem Motto jedes Krieges, "Ich oder du" - sondern auch Zivilisten auf offenem Feld zu erschießen oder in Arbeitslagern systematisch zu vernichten.