Du bist nicht angemeldet.

freezer

Filmemacher / Postpro / FH Vortragender

  • »freezer« ist männlich

Beiträge: 1 637

Dabei seit: 21. Juli 2005

Wohnort: Graz, Österreich

Hilfreich-Bewertungen: 201

  • Private Nachricht senden

21

Donnerstag, 7. Januar 2010, 09:36

Markus, solche Verfärbungen hatte ich auch schon mal - bei meiner "Rocky"-Box. Die damalige Erstpressung war berüchtigt dafür.

Ich habe damals folgenden Text mit Erklärung und Abhilfe für das Problem gefunden und archiviert:

Zitat

zunächst einmal eine Aussage zu dem Aufbau einer DVD:

bei der DVD gibt es keine außenliegende Kunstharzschicht und somit kann sich auch nichts bis zur metallisierten Schicht durchfressen!
Die DVD besteht aus zwei Halbseiten aus dem Granulat Polycarbonat, auch bekannt unter den Markennamen "Macrolon" oder "Lexan". Übrigens ein Material, aus dem auch Kaffeefilter hergestellt werden.
Der Aufbau von außen nach innen einer DVD sieht wie folgt aus:
- Spritzpressling mit innenliegender Layerschicht 1
- teildurchlässige Reflektionsschicht
- Trennschicht/Trägerschicht für Layerschicht 0
- undurchlässige Reflektionsschicht
- Klebeschicht für beide DVD-Halbseiten

So ist der Aufbau bei einer DVD-18, bei einer DVD-9 sieht es aus der Sicht der Ausleseseite wie folgt aus:
- Spritzpressling mit Layerschicht 1
- teildurchlässige Reflexionsschicht
- Trennschicht aus Verklebung der beiden DVD-Halbseiten
- Layerschicht 0 als Rückseite der gelabelten DVD-Halbseite
- Spritzpressling
- Labeldruck

Daher ist es bei einer DVD jederzeit möglich, bei einer verkratzten Scheibe mit dem richtigen Werkzeug auch tiefe Kratzer flächig abzuschleifen.

Jetzt zum Thema Alkohol oder Alkoholverbindungen zur Reinigung von DVDs: Lasst um Gottes willen bitte die Finger von solchen Mitteln. Das führt dazu, daß die molekulare Struktur des hochreinen Kunststoffes angegriffen wird und milchig wird. Die Oberfläche wird also angelöst und läßt sich dann nur noch abschleifen. Weiter wird die Verklebung der DVD-Halbseiten zumindest partikelweise im Randbereich angelöst, was auf Sicht gesehen zu weiteren Schäden führen wird.

Jetzt zur Reinigung: Ja, solche befallenen DVD-Titel lassen sich wirklich mit weichem Spülmittel und handwarmen fließendem Wasser reinigen. Zur Trocknung solche DVDs einfach zwischen zwei saubere neue Küchenkrepptücher legen und vorsichtig abtupfen. Damit ist der Belag schon weg.

Jetzt zur Ursache der ganzen Angelegenheit, die ich schon in diversen Foren gepostet hatte. Nun ja, da ja immer neue Nutzer der Foren hinzukommen, sind Standard-Botschaften oft nur für einen Tag gültig...

Um zu erklären, was da passiert, muß ich etwas ausholen. Ein DVD-Replikationswerk steht bei seinen DVD-Produktionen oft unter extremen Zeitdruck.
Eine DVD-Produktion (die Vorstufen lasse ich jetzt mal weg) wird auf speziellen Automaten hergestellt, auf denen gleichzeitig beide Halbseiten hergestellt werden. Dabei gibt es für jede Layerebene ein eigenes Spritzpresswerkzeug, wobei endweder Polycarbonat oder die Trägerschicht mit den Informationsinhalten gepresst werden.
Wird im Rahmen dieser Produktion eine Halbseite aus unterschiedlichen Gründen fehlerhaft produziert, erfolgt eine automatische Korrektur (wenn ein Einstellungsproblöm die Ursache ist), oder gar der Produktionsstop dieser Halbseite. Die Produktion der anderen Halbseite wird weitergeführt, muß aber vor einer Weiterverarbeitung mindestens 24 Stunden zur Auskühlung und Neutralisierung der Verspannungn auf Spindeln zwischengelagert werden. Die eventuelle Nachproduktion der fehlerhaften Seite muß ebenfalls besagte 24 Stunden nach Produktion zwischengelagert werden.
Dann erst darf die Produktion weiterverarbeitet werden. Soweit eines der technischen Details aus der DVD-Produktion. Im Normalfall kommen solche Probleme selten vor.

Eine Produktion wird normalerweise in mehrere Teilschritte aufgeteilt. Mit dem Boundigprozess (Verklebung) und dem Aushärtungsprozess unter UV-Licht und gegebenefalls dem Labeldruck ist die reine Produktion fertiggestellt. Die Verpackung der DVDs erfolgt dann normalerweise einige Tage später. Somit hat die DVD ausreichend Zeit, abzukühlen und auch Verspannungen aus der Verarbeitung der warmen Scheiben abzubauen. Wobei die Verspannungskräfte gegenläufig sind und sich somit gegenseitig aufheben.

Wenn seitens der Auftragskunden eine schnelle Produktion erforderlich ist, oder gerade ein Riesenauftrag abgewickelt wird, werden auf Druck des Kunden diese Ruhezeiten der Produkte im Verarbeitungsablauf nicht eingehalten, was zunächst produktionstechnisch ohne größere Bedeutung ist.

Und jetzt kommt das Problem: In der Pappe und in den Druckmitteln werden Lösungsmittel verwendet. Und auch in den Kunststoffboxen werden sogenannte Flüchtige eingesetzt, also Lösungsmittel, die partikelweise in der Folgezeit an die Luft abgegeben (ausgedünstet) werden. Da die DVDs aber nach der der Konfektionierung in diversen Verpackungen eingeschrumpft werden, besteht keine Möglichkeit, die DVD "atmen" zu lassen.
Somit entsteht in den Einzelboxen unterschiedliche Konzentration von einem Luft/Gas-Gemisch, wobei dann auch noch die Ausdünstung von Partikeln der Klebeschicht eine Rolle spielt, und schon ist ein Gemisch vorhanden, das ein fast agressives Verhalten hat. Das führt dann zu einer chemischen Reaktion.
Würde man die neue DVD-Verpackung öffnen und für einige Tage offen hinlegen, würde die Diskussion um die Schleierbildung kein Thema sein.

wie geschrieben, besteht eine CD oder in diesem Fall eine DVD aus dem Granulat Polycarbonat. Das ist ein hochreiner, relativ hitzebeständiger und auch relativ resistenter Kunststoff. Da ist es auch möglich und unkritisch, den beschriebenen Reinigungsprozess mehrfach durchzuführen.

Das Thema der Schleierbildung ist ja kein generelles Problem, es kommen halt immer verschiedene Faktoren zusammen, die dann erst in der Summe zu Problemen führen.
Beispiel: Es gab etwa 1985 bei zwei Preßwerken aus England Probleme mit der Haltbarkeit der CDs. Was war die Ursache: Der Spritzpreßling wird ja auf der Seite, wo die Pit/Land-Struktur ist, im Vakuum mertallisiert (Spattering). Auf diese hauchdünne, im Normalfall aus Aluminium bestehende, Schicht wird ein Kunstharz-Schutzüberzug aufgebracht (Coating) der unter UV-Licht ausgehärtet wird und auf diese Schicht kommt der Labeldruck. Nun hatten diese beiden Firmen für den Labeldruck Farben verwendet, die ein aggressives Lösungsmittel beinhalteten. Das führte zu dem Phänomen, das diese Lösungsmittel durch die Kunsharzschicht diffungierten und die Aluminiumschicht anlösten. Es entstand dort ein Lochfraß und das Aluminium färbte sich schwarz und der Kunstharzüberzug wurde gelblich. Diese Geschichte wurde in der Presse unheimlich aufgebauscht unter dem Stichwort: "CDs zersetzen sich nach kurzer Zeit"! Es war allerdings nur ein Problem dieser beiden Preßwerke (deren Namen ich hier lieber nicht nenne).

Bei der Verpackung einer DVD kommen leider auch hin und wieder Materialien zum Einsatz, die einzeln oft kein Problem darstellen, aber in Kombination mit anderen Materialien in gewisser Form reagieren.
- es ist der Karton bei Digipacks oder Snapper-Cases, der säurehaltig sein kann.
- es sind die verwendeten Farben bei den Druckmitteln.
- es sind die Weichmacher in den Kunststoffverpackungen.
- es ist die Kombination der Materialien, die aufeinander reagieren.
- es ist das künstliche Treibhausklima in der verschweißten DVD-Verpackung.
- es sind auch die Fingerabdrücke, die Störungen verursachen.

Aber, so unlogisch sich das anhört, die eigentliche DVD ist trotz dieser Probleme relativ unempfindlich. Als Bierdeckel sollte man eine DVD trotzdem nicht verwenden und eine DVD gehört auch nicht einfach mal ohne Verpackung auf den Fernseher. Sorgfältiger Umgang mit der DVD sichert auch ein langes und störungsfreies DVD-Leben.


Quelle - leider unbekannt.
Robert Niessner - Planung / Kamera / Licht / Postproduktion
8010 Graz - Austria
Blackmagic Cinema Camera Blog

Chicken Joe

Registrierter Benutzer

  • »Chicken Joe« ist männlich

Beiträge: 81

Dabei seit: 10. November 2009

Wohnort: Schleswig-Holstein

  • Private Nachricht senden

22

Donnerstag, 7. Januar 2010, 12:53


Aber nach 6 Monaten kehrt sich doch die Beweispflicht um. Ich meinte, WENN ich die DVDs beim Händler gekauft HÄTTE, hätte ich ein Umtauschrecht. Wobei da meine Frage war, ob das für alle Gegenstände gilt. Kann ich auch meine Unterhose nach 3 Monaten umtauschen, wenn die kaputt geht?
Ja stimmt, die Beweislastumkehr erfolgt nach 6 Monaten. Bei der Unterhose müssten sie dann theoretisch nachweisen, dass du die Beschädigung zu verschulden hast. Das ist aber oftmals (auch bei anderen Sachen) nicht möglich oder zu aufwändig, also hat man gute Chancen. Ich weiß allerdings nicht, ob es evtl. eine Regelung für geringwertige Güter gibt. Es kommt aber auch aufs Produkt an, bei vielen gibt es ja natürlichen Verschleiß.

Dem Händler natürlich, wem auch sonst? Ich sagte ja bereits mehrfach: Nur in dem Fall, wenn ich die Ware auch beim Händler kaufe (ist ja nun nicht der Fall). Meine Frage ist einfach, ob ein Kauf bei einem richtigen Händler für mich nun einen Unterschied bedeuten würde oder ob ich DVDs so oder so nicht umtauschen lassen könnte. Wenn letzteres der Fall wäre, so bräuchte ich mich ja nicht ärgern, die DVD von einem Privatmann gekauft zu haben.
Bei einem Privatmann hast du eben normalerweise kein Recht auf Gewährleistung oder Rückgabe (gilt meine ich sogar EU-weit). Bei z.B. Amazon hast du 14 Tage Rückgaberecht (Fernabsatzgeschäft) und 2 Jahre Gewährleistung (Beweislastumkehr nach den ersten 6 Monaten). Im Geschäft (z.B. Blödmarkt) hast du Gewährleistung, aber diese 14 Tage Rückgaberecht nicht. Aber normalerweise bieten sie ein Rückgaberecht aus Kulanz an (bei DVDs nur verschweißte/versiegelte). Ach ja, ich glaub Amazon bietet sogar 30 Tage Rückgaberecht an!

Bei der Verpackung einer DVD kommen leider auch hin und wieder Materialien zum Einsatz, die einzeln oft kein Problem darstellen, aber in Kombination mit anderen Materialien in gewisser Form reagieren.
- es ist der Karton bei Digipacks oder Snapper-Cases, der säurehaltig sein kann.
- es sind die verwendeten Farben bei den Druckmitteln.
- es sind die Weichmacher in den Kunststoffverpackungen.
- es ist die Kombination der Materialien, die aufeinander reagieren.
- es ist das künstliche Treibhausklima in der verschweißten DVD-Verpackung.
- es sind auch die Fingerabdrücke, die Störungen verursachen.

Das Problem mit Weichmachern in den Hüllen tritt wohl sogar öfters auf, wenn man sich mal in Filmforen umsieht. Kann ich mir auch gut vorstellen. Wir (die Firma wo ich arbeite) beziehen den Großteil unserer Waren aus Fernost. Oftmals ist die in Kunststoff-Blister verpackt und wenn man den Karton aufmacht, stinkt es förmlich nach Chemie. Gesund ist das sicher nicht und das diese Dämpfe mit anderen Materialien reagieren können, halte ich für glaubhaft.
"Sie können nicht einfach ein riesiges Monster einbauen, nur weil Ihnen kein gutes Ende einfällt, das ist schwach!"

Marcus Gräfe

Administrator

  • »Marcus Gräfe« ist männlich
  • »Marcus Gräfe« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 5 951

Dabei seit: 14. August 2002

Wohnort: Düsseldorf

Hilfreich-Bewertungen: 566

  • Private Nachricht senden

23

Freitag, 8. Januar 2010, 19:29

Erstmal vielen Dank für die ganzen Infos.

Ich habe die aktuelle fehlerhafte DVD vorgestern in der Firma getestet. Auf einem Rechner mit zwei verschiedenen DVD-Brennern von LG lief die DVD gar nicht, sie wurde nichtmal erkannt. Auf einem anderen PC, ebenfalls mit LG-Brenner, klappte die DVD problemlos. Sowohl abspielen als auch Daten kopieren. Also wohl doch Kopierschutz? Das würde mich dann ärgern, weil ich eine fehlerhafte weggeschmissen und mir dann die gleiche mit Kratzern neu gekauft habe.

Interessanterweise habe ich selbst zwei Laufwerke von LG...

Social Bookmarks