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FreddyJBrown

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1

Donnerstag, 9. Oktober 2008, 18:14

Der Baader/Meinhof Komplex

Der Baader/Meinhof Komplex (D 2008)
Wichtiges Drama über die Gründung und die Anschläge der RAF.


Inhalt:
Deutschland in den 70ern. Die radikalisierten Kinder der Nazi-Generation, angeführt von Andreas Baader (Moritz Bleibtreu), der ehemaligen Starkolumnistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) kämpfen gegen das, was sie als das neue Gesicht des Faschismus begreifen: Die nordamerikanische Politik in Vietnam, dem nahen Osten und der dritten Welt, unterstützt von den führenden Köpfen der deutschen Politik, Justiz und Industrie.
Baader, Meinhof und Ensslin gründen die Rote-Armee-Fraktion und erklären der Bundesrepublik Deutschland den Krieg. Die Brutalität ihrer Terrorkampagnen eskaliert. Es gibt Tote und Verletzte. Der Mann, der ihre Taten zwar nicht billigt, aber dennoch versucht zu verstehen, ist auch ihr Jäger: Der Leiter des Bundeskriminalamtes Horst Herold (Bruno Ganz). Obwohl er große Fahndungserfolge verbucht, ist er sich bewusst, dass die Polizei allein die Spirale der Gewalt nicht aufhalten kann.

Cast:
Ulrike Meinhof:................Martina Gedeck
Andreas Baader:..............Moritz Bleibtreu
Gudrun Ensslin:...............Johanna Wokalek
Horst Herold:..................Bruno Ganz
Peter-Jürgen Boock:.........Vinzenz Kiefer
Horst Mahler:.................Simon Licht
Jan Carl Raspe:...............Niels-Burno Schmidt
Brigitte Mohnhaupt:.........Nadja Uhl
BKA-Assistent:...............Heino Ferch
Peter Homann:...............Jan Josef Liefers
Holger Meins:.................Stipe Erceg
Rudi Dutschke:...............Sebastian Blomberg
Hanns Martin Schleyer:....Bernd Stegemann
Susanne Albrecht:...........Hannah Herzsprung
Astrid Proll:....................Katharina Wackernagel
Irmgard Möller:..............Annika Kuhl
Klaus-Peter Röhl:............Hans-Werner Meyer

Kritik
Hab den Film gestern gesehen und bin auch geteilter Meinung. Er war alles in allem schon gut, aber ihn für Deutschland ins Oscar-Rennen zu schicken halte ich für übertrieben.

Ich fang mal bei der Handlung an sich an. Uli Edel hat wirklich sehr detailgetreu gearbeitet und so ziemlich alles Wissenswerte in den Film eingebaut. Er zeigt die Gründung, den Aufstieg und den Fall der RAF und gibt sich Mühe jedes bedeutende Ereignis zu porträtieren. Hier liegt meiner Meinung nach aber auch der erste Kritikpunkt. Durch die ständige Ereignis-folgt-auf-Ereignis-Handlung wirkt der Film - so hart es auch für die Historiker klingen mag - sehr monoton. Hier hätte ich mir mehr Experimentierfreude erhofft, nicht auf der handlungshistorischen Ebene, sondern auf der Filmtechnischen. So treibt der Film endlos dahin und der eigentliche Höhepunkt - in meinen Augen die Entführung Martin Schleyers - verkommt zu einem von vielen kleinen Mini-Höhepunkten. Das heißt: Zu viele ausführliche Details und dadurch Nichtberücksichtigung entschiedener bzw. für die RAF symbolischer Akte. Von der Inszenierung her hat mich der Film also so gesehen etwas enttäuscht.

Ein weiterer Punkt ist Edels Inspiration von Hollywood, was offensichtlich die weltweite Vermarktung fördern soll. Die Schießereien und Anschläge kommen dadurch sehr realistisch rüber z.B. das Attentat auf Rudi Dutschke oder etwa der Bombenanschlag im Springer-Verlag.

Etwas kontraproduktiv sind mir die vielen Stars in dem Film aufgefallen. Warum musste man hier jede kleinste Rolle hochkarätig besetzen? Besonders Alexandra Maria Lara hätte nicht sein müssen, ihre Rolle hätte jeder spielen können und so stark ähnelte sie Petra Schelm auch nicht. Nun ja, das ist Ansichtssache.
Mein größter Kritikpunkt an dem Film kommt aber noch. Die Darstellung der RAF als Opfer des Systems halte ich für fragwürdig. Immerhin: Mit BKA-Oberhaupt Horst Herold – hervorragend gespielt von Bruno Ganz – wurde ein neutrales Gewicht im Film geschaffen, was die Vorder- und Kehrseiten von beiden Fraktionen – Staat und RAF-Terroristen – erkennt.

Alles in allem ist Uli Edels Film trotz Top-Besetzung, historischer Feinstarbeit und ordentlicher Inszenierung etwas zu lang ausgefallen. Trotzdem wird hier diese erstaunlicherweise unbekannte Geschichte wieder in die Gedächtnisse der Deutschen gerufen und dafür allein kriegt der Film von mir:

6,8 von 10 Punkten

Trailer

Der Unaussprechliche

unregistriert

2

Sonntag, 12. Oktober 2008, 15:57

Hmm zu lang war der Film finde ich auf keinen Fall, für mich war er eher zu kurz. Ich hatte vor dem Film die Befürchtung, dass der Film komplett nüchtern und staubtrocken die Ereignisse wie in einer Doku vorträgt, dann war es aber doch mehr Spielfilm als ich erwartet hatte. Der Anfang war eigentlich gleich das stärkste am Film, tolle Musikwahl, die Szene am Strand und danach die Niederschlagung der friedlichen Protestanten und der Mord an Benno Onesorg. Hier wurde eigentlich die Stimmung der Zeit (so weit ich das als Nicht-Zeit-Zeuge beurteilen kann) grandios eingefangen, das ging über den Verlauf des Films immer mehr verloren. Der Film läuft meiner Meinung nach einfach zu schnell, alles wird so rasend schnell abgehakt, Hintergründe werden so gut wie keine genannt, der Film hat jetzt auch keine neuen Informationen vermittelt, man wusste eigentlich schon alles davor. Also als Standartwerk über die RAF taugt der Film wohl nichts, eher um sich einen ersten groben Überblick zu verschaffen (wobei das auch nicht ganz klappt, wenn man ganz ohne Vorwissen in den Film geht wird man vieles nicht verstehen).

Was ich wiederum sehr gut fand, ist, dass der Film sich nicht an Mainstreamkonventionen hält sondern nur dem Stoff und seiner Aussage verpflichtet ist. Sprich keine typische Dramaturgie, keine Identifikationsfigur, keine richtiger Höhepunkt usw. Sowas fände ich in einem Film mit diesem Thema auch etwas lächerlich. Dass am Ende wieder eindeutig die Aussage des Films in die Kamera gesagt wird, damit es auch der letzte Idiot versteht was die Macher sagen wollen, war dann allerdings etwas übertrieben, das war ja bei "die Welle" schon sehr schwach. Da hatten die Macher wohl zu viel Angst, dass man ihnen Glorifizierung der Terroristen vorwirft.

Beim Schauspiel hat der Film aber klare Stärken, besonders das Hauptdarstellertrio Bleibtreu, Wokalek und Gedeck hat teilweise überragende Szenen, besonders Martina Gedeck. Der Rest füllt seine Minirollen eben ganz gut aus, aber wieso sich eine Alexandra Maria Lara für diese kleine Rolle hergegeben hat muss ich mich auch fragen, da wird der Bernd wohl gut gezahlt haben. :) Bruno Ganz spielt halt sein Standartprogramm ab, schlecht spielen kann er einfach nicht bzw wenn er für seine Verhältnisse schlecht spiel, ist er immer noch besser als die meisten anderen.

Also insgesamt bin ich auch der Meinung, aus dem Stoff hätte man mehr machen können, der Film bleibt einfach zu oberflächlich. Dennoch finde ich es super, dass durch den Start des Film jetzt wieder viel über die deutsche Geschichte geredet/diskutiert wird, und damit haben die Macher ihr Ziel ja erreicht.

FreddyJBrown

unregistriert

3

Montag, 1. Dezember 2008, 16:45

Gestern lief auf ARD sozusagen ein Gegenentwurf zu dem "Baader/Meinhof Komplex". In dem aufwühlenden Dokudrama "Mogadischu" hat TV-Regisseur Richter die Flugzeugentführung von 1977 durch die mit der RAF zusammenarbeitenden palästinensischen PFLP porträtiert. Eindrucksvoll und realistisch wird die Geiselnahme dargestellt und durch die nüchterne Erzählweise die eigentliche Gefahr der RAF und ihrer Verbündeten deutlich, die mir im "Baader / Meinhof Komplex" etwas gefehlt hat. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass nur auf ein wesentliches Ereignis aus der RAF-Zeit fokussiert wird, während der Film von Uli Edel versucht hat möglichst viele Ereignisse etwas unbeholfen in 3 Stunden Kinoerlebnis zu pressen.
Darstellerisch stachen besonders die beiden internationalen Stars Thomas Kretschmann ("King Kong", "Der Pianist") als Kapitän Jürgen Schumann und Saïd Taghmaoui ("La Haine - Hass", "Hidalgo") als Terroristenkopf Martyr Mahmud heraus, die eine einmalige Präsenz über den ganzen Film hinweg zeigen (besonders Taghmaoui!). Zudem hat Christian Berkel als Helmut Schmidt wirklich eine großartige Performance abgeliefert. Der restliche Cast - von Herbert Knaup über Nadja Uhl (spielt im "Baader / Meinhof - Komplex" Brigitte Mohnhaupt, die hier von Bettina Hoppe dargestellt wird) bis hin zu Jürgen Tarrach - hat ebenfalls überzeugt.
Insgesamt ein realistisches Porträt der Flugzeugentführung im Herbst 1977.

Quick-Info:
Mogadischu (ARD)
TV-Dokudrama | D 2008
D: Thomas Kretschmann, Saïd Taghmaoui, Nadja Uhl, Herbert Knaup, Jürgen Tarrach, Christian Berkel, Simon Verhoeven, Tobias Licht,...

8 von 10 Punkten

Hobby Freak

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4

Mittwoch, 3. Dezember 2008, 23:38

Zum Baader/Meinhof Komplex kann ich noch nichts sagen, da ich den Film noch nicht gesehen habe, aber ich war äußerst positiv von Mogadischu überrascht!
Normalerweise bin ich ja weder Fan des deutschen Films, geschweige denn deutscher Fernsehproduktionen - beides natürlich auch mit Ausnahmen - aber diesmal war ich wirklich sehr beeindruckt. Für mich eine der wenigen guten, wirklich ernst zu nehmenden Fernsehfilm Produktionen überhaupt. Ich fand das Schauspiel großartig - was mir sonst am deutschen Film auch oft missfällt und man merkte auch an der Kameraarbeit, dass dort mal jemand am Werke war, der nicht nur nach dem bewährten Schema F vorgeht, sondern auch mal ein paar Sachen ausprobiert. Auch kam der gesamte Look insgesamt nicht so laff und nichtssagend rüber, wie es mir sonst oft beim deutschen Film auffällt.
Auch dramaturgisch fand ich das ganze sehr gelungen. Ich fühlte mich seht stark in das Geschehen eingebettet und hautnah dabei, sodass es kaum einen nicht spannenden Moment gab.

Ich kann den Film also wirklich empfehlen mal anzuschauen! :)
"Viele Menschen sind zu gut erzogen, um mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken dies mit leerem Kopf zu tun."

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