Der Baader/Meinhof Komplex (D 2008)
Wichtiges
Drama über die Gründung und die Anschläge der RAF.
Inhalt:
Deutschland in den 70ern. Die radikalisierten Kinder der Nazi-Generation, angeführt von Andreas Baader (Moritz Bleibtreu), der ehemaligen Starkolumnistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) kämpfen gegen das, was sie als das neue Gesicht des Faschismus begreifen: Die nordamerikanische Politik in Vietnam, dem nahen Osten und der dritten Welt, unterstützt von den führenden Köpfen der deutschen Politik, Justiz und Industrie.
Baader, Meinhof und Ensslin gründen die Rote-Armee-Fraktion und erklären der Bundesrepublik Deutschland den Krieg. Die Brutalität ihrer Terrorkampagnen eskaliert. Es gibt Tote und Verletzte. Der Mann, der ihre Taten zwar nicht billigt, aber dennoch versucht zu verstehen, ist auch ihr Jäger: Der Leiter des Bundeskriminalamtes Horst Herold (Bruno Ganz). Obwohl er große Fahndungserfolge verbucht, ist er sich bewusst, dass die Polizei allein die Spirale der Gewalt nicht aufhalten kann.
Cast:
Ulrike Meinhof:................Martina Gedeck
Andreas Baader:..............Moritz Bleibtreu
Gudrun Ensslin:...............Johanna Wokalek
Horst Herold:..................Bruno Ganz
Peter-Jürgen Boock:.........Vinzenz Kiefer
Horst Mahler:.................Simon Licht
Jan Carl Raspe:...............Niels-Burno Schmidt
Brigitte Mohnhaupt:.........Nadja Uhl
BKA-Assistent:...............Heino Ferch
Peter Homann:...............Jan Josef Liefers
Holger Meins:.................Stipe Erceg
Rudi Dutschke:...............Sebastian Blomberg
Hanns Martin Schleyer:....Bernd Stegemann
Susanne Albrecht:...........Hannah Herzsprung
Astrid Proll:....................Katharina Wackernagel
Irmgard Möller:..............Annika Kuhl
Klaus-Peter Röhl:............Hans-Werner Meyer
Kritik
Hab den Film gestern gesehen und bin auch geteilter Meinung. Er war alles in allem schon gut, aber ihn für Deutschland ins Oscar-Rennen zu schicken halte ich für übertrieben.
Ich fang mal bei der Handlung an sich an. Uli Edel hat wirklich sehr detailgetreu gearbeitet und so ziemlich alles Wissenswerte in den Film eingebaut. Er zeigt die Gründung, den Aufstieg und den Fall der RAF und gibt sich Mühe jedes bedeutende Ereignis zu porträtieren. Hier liegt meiner Meinung nach aber auch der erste Kritikpunkt. Durch die ständige Ereignis-folgt-auf-Ereignis-Handlung wirkt der Film - so hart es auch für die Historiker klingen mag - sehr monoton. Hier hätte ich mir mehr Experimentierfreude erhofft, nicht auf der handlungshistorischen Ebene, sondern auf der Filmtechnischen. So treibt der Film endlos dahin und der eigentliche Höhepunkt - in meinen Augen die Entführung Martin Schleyers - verkommt zu einem von vielen kleinen Mini-Höhepunkten. Das heißt: Zu viele ausführliche Details und dadurch Nichtberücksichtigung entschiedener bzw. für die RAF symbolischer Akte. Von der Inszenierung her hat mich der Film also so gesehen etwas enttäuscht.
Ein weiterer Punkt ist Edels Inspiration von Hollywood, was offensichtlich die weltweite Vermarktung fördern soll. Die Schießereien und Anschläge kommen dadurch sehr realistisch rüber z.B. das Attentat auf Rudi Dutschke oder etwa der Bombenanschlag im Springer-Verlag.
Etwas kontraproduktiv sind mir die vielen Stars in dem Film aufgefallen. Warum musste man hier jede kleinste Rolle hochkarätig besetzen? Besonders Alexandra Maria Lara hätte nicht sein müssen, ihre Rolle hätte jeder spielen können und so stark ähnelte sie Petra Schelm auch nicht. Nun ja, das ist Ansichtssache.
Mein größter Kritikpunkt an dem Film kommt aber noch. Die Darstellung der RAF als Opfer des Systems halte ich für fragwürdig. Immerhin: Mit BKA-Oberhaupt Horst Herold – hervorragend gespielt von Bruno Ganz – wurde ein neutrales Gewicht im Film geschaffen, was die Vorder- und Kehrseiten von beiden Fraktionen – Staat und RAF-Terroristen – erkennt.
Alles in allem ist Uli Edels Film trotz Top-Besetzung, historischer Feinstarbeit und ordentlicher Inszenierung etwas zu lang ausgefallen. Trotzdem wird hier diese erstaunlicherweise unbekannte Geschichte wieder in die Gedächtnisse der Deutschen gerufen und dafür allein kriegt der Film von mir:
6,8 von 10 Punkten
Trailer