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rodrigogonzales

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Sonntag, 15. Januar 2017, 15:30

Distributionsorganisation bei großen Produktionen

(Sollte der Thread nicht zum Übergeordneten Thema passen, dann bitte verschieben - denke aber, dass es hier am besten reinpasst)

Ich hab mir schon sehr oft die Frage gestellt, wie die Produktion, Finanzierung und letzten Endes die Einnahmenverteilung bei großen Projekten erfolgt.
Da das aber ein sehr umfangreiches Thema ist stell ich hier erst einmal eine Frage, die mich schon am längsten und meisten interessiert.

Wie werden die Einnahmen der Filme verteilt ?
Ich weiß, dass es darauf keine allgemeingültige Antwort geben kann, da es wohl bei vielen Projekten seperat ausgehandelt wird, aber einen groben Fahrplan sollte es doch geben.
Wenn ich z.B auf "Boxofficemojo" nach Budget und Umsatz von Filmen suche dann wird das meist so dargestellt: (am Beispiel Captain America: Civil War)

Domestic: $408,084,349 35.4%+ Foreign: $745,220,146 64.6%= Worldwide: $1,153,304,495


Sind das alle Einnahmen, die von jedem Kino zur Statistik übermittelt werden?
Falls ja, wie viel bekommen Kinos, Produktionsfirmen, Filmverleih und am Ende die Studios?




Hier merkt man sofort, dass das Thema wie erwähnt schon echt groß ist, um es in einer Frage abzuhandeln, denn:

Wie unterscheiden sich denn die großen Filmstudios von Produktionsfirmen (hat ja jeder größere Schauspieler/Regisseur so langsam eine eigene) ?
Was macht ein Filmverleih und warum braucht man ihn?

In meinem Kopf sähe das nämlich so aus

Studio (z.b WB, Disney) -------> bezahlt Betrag xxx Mio $ an --> Produktionsfirma -------> PF stellt das Werk her ----> bekommt dafür vom Budget etwas als "Honorar" oder handelt Einnahmen-% aus


Hoffe ich hab den Beitrag so halbwegs verständlich strukturiert =)


Gruß Rod

*Topic verschoben*

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Marcus Gräfe« (15. Januar 2017, 18:46)


Dr_Allcome

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Sonntag, 15. Januar 2017, 17:59

Wenn dich das wirklich im Detail interessiert, dann kann ich dir https://www.webfilmschool.com sehr ans Herz legen. Dov Simens hat jahrelang in Hollywood gearbeitet und kennt das Business sehr genau. Im zweiten Teil des Workshops geht's um die Finanzierung und wie das im Detail gemacht wird.

Nur ganz grob: In den meisten Fällen geht die Kette beim Producer los. Irgendwer überlegt sich also einen Film zu machen und sucht dafür Investoren. Je nachdem wieviel Geld er benötigt, muss er entsprechend Anteile am späteren Erlös abtreten. Die großen Studios bieten sich natürlich als Investoren an, wenn man sie denn von dem Skript überzeugen kann, nur sie haben natürlich auch sehr hohe Forderungen.

Wenn der Film im Kasten ist, dann geht's daran die Rechte zu verscherbeln. Da man nicht mit jedem Kino oder Sender die Rechte einzeln aushandeln kann, geht man zu den grossen Filmverleihern, die das dann für die jeweilige Weltregion in die Hand nehmen. Als Producer handelst du nur die Verträge auf der oberen Ebene aus. Also Kino, Kabel/OnDemand, Video und der Rest.

Jeder größere Regisseur bzw. Schauspieler hat seine eigene Produktionsfirma, weil eben die wenigsten Filme im Auftrag gemacht werden und weil ja jeder Producer möglichst viel der Rechte behalten will. Die großen Filmstudios produzieren zwar auch eigene Sachen, aber in den meisten Fällen warten die einfach bis ein Producer mit nem guten Skript vorbei kommt, der auf der Suche nach Investoren ist.

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Sonntag, 15. Januar 2017, 19:16



Nur ganz grob: In den meisten Fällen geht die Kette beim Producer los. Irgendwer überlegt sich also einen Film zu machen und sucht dafür Investoren. Je nachdem wieviel Geld er benötigt, muss er entsprechend Anteile am späteren Erlös abtreten.
Erstmal danke für die Antwort und den Tipp mit der Filmschool.

Ich hab mir zwar schon gedacht, dass man sich vertraglich Anteile am Erlös sichert aber letztlich ist das doch für jeden Beteiligten ein Glücksspiel.
Gerade die großen Studios leben doch seit Jahren von einer Mischkalkulation. 10 Filme machen - 3 finanzieren den Rest, da oft viele Filme floppen. Sieht man sogar schon bei den ganz
großen Produktionen, die eigentlich das Geld verdienen sollten. An wem bleibt denn dann der schwarze Peter hängen, wenn ich 100 Mio $ Budget und bei einem Blockbuster vielleicht nochmal dieselbe Summe als Marketingausgabe habe und ich dann weltweit nur 300 Mio $ einspiele. Gehen dann von den 300 Mio $ die Anteile ab oder behält sich der Investor vor zuerst aus den Einnahmen bedient zu werden, damit sein Invest zurückkommt.

Bleiben also 100 Mio $ in dem Rechenbeispiel für alle Beteiligten zum aufteilen?

Dr_Allcome

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Sonntag, 15. Januar 2017, 21:52


Ich hab mir zwar schon gedacht, dass man sich vertraglich Anteile am Erlös sichert aber letztlich ist das doch für jeden Beteiligten ein Glücksspiel.


Wie immer, wenn man Risikokapitalgeber ist. Daher wirst du auch nur Geld sehen, wenn dein Skript wirklich überzeugt oder du gute Schauspieler begeistern konntest.


An wem bleibt denn dann der schwarze Peter hängen, wenn ich 100 Mio $ Budget und bei einem Blockbuster vielleicht nochmal dieselbe Summe als Marketingausgabe habe und ich dann weltweit nur 300 Mio $ einspiele. Gehen dann von den 300 Mio $ die Anteile ab oder behält sich der Investor vor zuerst aus den Einnahmen bedient zu werden, damit sein Invest zurückkommt.


Das hängt von deinem Verhandlungsgeschick ab :-)

Laut Simens ist es aber nicht so wild, wenn ein Film an der Kinokasse floppt. Zum einen hat das angegebene Filmbudget nichts mit der Realität zu tun sondern ist nur Marketinggewäsch (die tatsächlichen Kosten liegen weit darunter). Zum anderen wird das eigentliche Geld erst bei der Zweit- und Drittverwertung gemacht. Simens hat da ein sehr lustiges Kapitel, wo er genau erklärt wie diese exorbitanten Filmbudgets zusammengedichtet werden.

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Montag, 16. Januar 2017, 02:27

Du machst einem die Filmschool ja echt schmackhaft :D
Wie alt sind denn die Lehrvideos. 90er, 00er oder doch aktuellere Sachen? Die Homepage sieht nämlich aus wie von 1995

Dr_Allcome

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Montag, 16. Januar 2017, 17:54

Wie alt sind denn die Lehrvideos.


Laut Homepage wurde der Kurs ja 2015 überarbeitet. Das meiste in dem Kurs ist allerdings relativ zeitlos, denn es geht nur darum, wie man erfolgreich einen Film produziert und ihn dann hinterher vermarktet. Klar muss man heute keine Filmrollen mehr kaufen, aber diese Kosten kann man ja ignorieren. Wenn der Kurs 2015 überarbeitet wurde, dann wird das vermutlich auch rausgeflogen sein.

Lohnt sich der Kurs?

Wenn du ernsthaft einen Feature Film drehen willst, dann auf jeden Fall. In diesem Fall schaust du dir den Kurs am Besten an bevor du beginnst, denn Simens rechnet dir Stück für Stück die Kosten vor, gibt Tips wie du Investoren gewinnen kannst, erklärt welche Probleme auf dich zukommen werden und wie du den Film dann hinterher erfolgreich vermarkten kannst. Wenn du also wirklich ein Producer werden willst, dann lohnt sich die Investition.

Für alle anderen ist der Kurs bestenfalls interessant. Simens ist enorm abgeklärt und gibt sehr tiefe Einblicke in die Arbeitsweise von Hollywood. Das ist alles sehr interessant und unterhaltsam, aber eben auch nutzlos wenn man nicht gerade Producer werden will. Wenn du nicht vorhast einen Film zu drehen und zu vermarkten, dann spar dir das Geld.

rodrigogonzales

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Freitag, 3. Februar 2017, 11:19

Ich hab nochmal eben zum Thema Vertrieb bzw. wie es ja in der Filmbranche heißt Verleih, eine Frage:
Es kann grob über den Daumen gepeilt gesagt werden, dass die Einspielergebnisse, je nach Vertragsverhandlung, zu 50% an die Kinobetreiber gehen.
Bei einem Boxoffice von über 200 Mio $ dann ca. 100 Mio $ beim Distributor ankommen. Je nachdem welche Deals dieser wiederum mit dem produzierenden Unternehmen abgeschlossen hat, geht von dem Geld nochmal was ab oder eben nicht.

Meine Frage jedoch dreht sich um den Punk: Wie verhält sich Filmverleih zu Lichtspielhaus miteinander.
Auf der einen Seite lese ich öfter von dem Umsatzsplit von ca. 50% mit den Kinos und auf der anderen Seite lese ich von einer Leihgebühr (juristisch korrekt wäre es ja dann eine Miete ;) ), die die Kinos
an den Filmverleiher zahlen müssen. Lässt sich das ganz einfach auch so zusammenfassen, dass die Leihgebühr später in den prozentualen Anteil umgerechnet wird, der beim Kino hängen bleibt?

Also man schätzt vorher ca. die Einnahmen pro Kino, setzt dann eine Mietgebühr für die Kopien an und die Kinos hoffen, dass die Schätzung eintritt oder übertroffen wird, damit dann die Gebühr eingespielt wird + x ?

So in etwa richtig?
Oder sagt der Verleiher in der Praxis, dass die Leihgebühr bspw. 65 % aller Einnahmen sind, egal was eingenommen wird?

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »rodrigogonzales« (5. Februar 2017, 12:55)


movie-grinder

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Freitag, 3. Februar 2017, 13:03

als kinobetreiber kannst du an filmen anfordern was du willst, und für den zeitraum den du willst. der verleiher bekommt dann einen fix betrag, der ist aber nicht besonders hoch und ist eher eine pauschale fürs handling. ich hab keine ahnung mehr wie es heute im digitalen zeitalter läuft, aber als noch filmrollen durch die gegend geschickt wurden war das je nach film 200-500DM für eine woche. zusätzlich war es ein prozentsatz auf jedes verkauftes ticket. damals in der region von 50%. heute ist der prozentsatz für die kinos bedeutend schlechter.
da eine film kopie damals recht teuer war, ich glaube so um die 1200DM (da kann ich aber falsch liegen), stellte sich bei jedem film natürlich die frage mit wievielen kopien er startet. also ein kleiner "independent" film startete damals z.b. mit 5 kopien deutschlandweit und ein blockbuster mit 1000 kopien. der verleih verdient sein geld natürlich mit den zuschauern und nicht mit der pauschale. also hat ein kleines kino die kopie vom blockbuster erst 4 wochen später bekommen weil die filme erst einmal in den grossstädten und den grossraum kinos maximal abräumen sollten bevor man es an ein kino heraus gibt das nur 100 plätze hat und nur eine vorstellung am tag. ist ja auch nachvollziehbar.

was heute anders ist als früher ist, das deutlich mehr filme produziert werden. wenn du früher einen film produzieren wolltest, dann brauchtest du unter 100.000DM garnicht drüber nachdenken, weil das schon die kosten für das filmmaterial, entwicklung und abtastung waren. natürlich ist 100.000 garnichts für einen film wenn man blockbuster masstäbe anlegt, aber wenn du was im no/low-budget bereich machen willst, dann ist 100k vermutlich schon ein killer für das projekt. wenn du heute 100k hast kannst du einen film machen und der muss noch nicht einmal zwigend scheisse aussehen, weil die ganze technik heute ja im grunde kostenlos ist. das klingt erstmal positiv, das dumme an der sache ist nur, es gibt ja nur eine sehr begrenzte anzahl an kinos, d.h. die kinos picken sich natürlich die filme heraus die ihre karten verkaufen. es gibt verschiedene arten von produkten, die die du einzeln verkaufen kannst und geld verdienst und es gibt welche da verdienst du nur geld im massenmarkt. also eine pizza kannst du als trüffelpizza für 40euro verkaufen und du kannst sie als tiefkühlpizza für 1,99 verkaufen, beides verdient geld. bei film geht das nicht. film ist ganz klar ein massenprodukt. das bedeutet, die qualität ist vollkommen egal, eine gute qualität ist ein bonus, aber ein bonus der eher auf der nice-to-have seite steht. wirklich wichtig ist mit wieviel werbe budget geht der film ins rennen. ähnlich wie beim softdrink im supermarkt interessiert keinen super markt besitzer wie die neue brause denn tatsächlich schmeckt, sondern wieviel werbung dafür geschaltet wird.
also wenn du einen film produzierst und du bist auf der low/no budget seite (und mit no budget meine ich das natürlich nicht wörtlich, no heist nur so wenig das es kaum der rede wert ist. low budget in den usa bedeutet 10-30mio, in deutschland bedeutet das 1-3 mio), dann must du dem verleiher einen bennefit mitgeben, damit er überhaubt erwägt deinen film mit zu verwerten. also wenn du z.b. den film auf facebook beworben hast und da mit 1mio followern daher kommst, dann ist das bares geld wert, weil du die leute ja einfach erreichen kannst. oder wenn du sagst ich hab 10.000euro werbe budget, wir machen eine deutschland tour mit regisseur und cast und mieten in 3 grossstadten ein kino und machen eine presse vorführung. sowas ist natürlich im vergleich zu hollywood ein fliegenschiss, aber zumindest hast du irgend etwas das andere filmemacher nicht haben. wenn du einfach nur mit einem film zum verleiher gehst, dann sind die chancen extrem gering das er sich den film anschauen wird, schon aus dem grund das der inhalt einfach egal ist.
eine andere geld quelle die für filme heute sehr wichtig ist (in deutschland aber leider grenzwertig) ist product placement. wir wissen alle, das viele filme natürlich auf illegalen streaming seiten angesehen werden. das ist für einen verleiher ein disaster, für einen sponsor aber nicht, dem ist prinzipell ja egal ob einer bezahlt um den neuen bmw im james bond zu sehen oder nicht. wichtig ist er sieht die karre. entsprechend viel geld packen die sponsoren aus. wenn du also sagen kannst: hey mein film hat im kino keiner gesehen, aber wir hatten ca. 3mio illegale downloads" dann ist das für einen sponsor eine gute sache.

da kann man noch eine menge zum thema sagen, ich hoffe das war nicht schon weit über das ziel hinaus geschossen.

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Lierov, rodrigogonzales

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Freitag, 3. Februar 2017, 16:43

Danke für die ausführliche Antwort. Das Thema Budget und verschiedene Geldquellen für die Produktion hab ich mir schon angeschaut. Da weiß ich also schon bescheid.

Alles was ich noch nicht ganz verstanden habe, du aber jetzt ganz gut erklärt hast, war der Zusammenhang zwischen Umsatzanteil für die Kinos aber Abgabe einer Leihgebühr =)

Verwendete Tags

budget, Distribution, Filmverleih

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