Ich mag die Musik und die Stimmung des Videos, deshalb habe ich es mir intensiver angeschaut. Leider hast du viel Potential verspielt oder positiv formuliert, die Sache hat prinzipiell ziemlich viel Luft nach oben und es sind viele gute Ansätze drin.
Zur Musik (wir sind hier im Filmforum aber ich möchte das nicht unkommentiert lassen): Ich mag handgemachte Musik, die nicht irgendwelchen Radio-Trends hinterher läuft. Musik und Landschaft passen toll zusammen und die Geigerin legt viele Emotionen in das Stück. Ich hätte für das Video das Stück aber etwas sanfter und epischer arrangiert. die Violine ist sehr "close" und damit trocken und etwas aggressiv und "nöhlig" aufgenommen. Etwas mehr Raum und Wärme würde mir besser gefallen. Die Percussions gehen dagegen ziemlich unter, die dürften etwas mehr Wumms haben. Und schön wäre noch etwas Action im Bass-Bereich, da ist nichts los. Dem Track fehlt damit irgendwie das Fundament.
Zum Video: Da sind viele schöne Stellen dabei, die Landschaft hat absolute Kinoqualität. Man wartet geradezu darauf, daß irgendwelche Elben oder Hobbits aus dem Wald kommen. Die Stimmung geht aber im bereits erwähnten Kamera Gewackel unter, man kommt beim Zuschauen nicht zur Ruhe. Dazu hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht, mehr Totalen von der Landschaft, daß man das Gesamtbild erfassen kann, dann aber auch mal ein Closeup auf die Hand an der Geige oder vom Gesicht der Geigerin. Die Motive waren alle da, ihr hättet sie nur filmen müssen. Dazu wären ein paar dynamische Shots schön, ich könnte mir z.B. eine langsame 360° Runde mit der Steadicam um die Geigerin vorstellen, oder wie sie beim spielen über die Wiese läuft. Auch der Schnitt könnte "sachdienlicher" sein, er folgt nicht wirklich dem Rhytmus der Musik. Und man könnte prima die einzelnen Parts der Musik thematisch in den Bilder wieder aufgreifen, z.B. die sanften Stellen mit Bildern auf der Wiese, wenn die Percussions einsetzen sorgt der Wasserfall für mehr Drama.
Und zum Schluss die Farben: Laut Beschreibung war Davinci Resolve als Grading Software im Einsatz. Leider ist davon wenig zu sehen. Die Wiesen hätte man in sattes gelbgrün tauchen und einen schönen blauen Himmel über das Meer basteln können. Das Kleid schreit auch förmlich nach mehr Zuwendung beim Grading. Und was ist am Anfang und am Schluss mit den Schwarzwerten passiert, ist der ausgewaschene Look absicht?
Noch eine Bemerkung zu den nichts gewordenen Steadicam Aufnahmen: So ein Gerät will erst einmal sauber ausbalanciert sein, sowohl statisch als auch dynamisch. Oft fehlt die dynamische Balance, damit ist die Aktion von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Hierzu gibt es tolle Tutorials im Netz. Und dann ist viel Training nötig, bis anständige Ergebnisse herauskommen. Filmen mit der Steadicam ist eine Kunstform und gleichzeitig eine Sportart, damit muss man sich schon richtig intensiv beschäftigen. Die Mühe ist es aber wert, gerade für Musikvideos und mit einigem Training klappen dann auch die Aufnahmen und entschädigen für die Mühen.
Ich bin auf eine Fortsetzung gespannt, wie eingangs geschrieben steckt da viel Potential drin