Ich muss tatsächlich sagen, dass das im Gegensatz zu deinen vorherigen Projekten eine deutliche Steigerung war. Natürlich gibt es hier und da immernoch einige Probleme aber im Großen und Ganzen wurde hier einiges von dem umgesetzt, das dir zu den letzten Projekten geschrieben wurde.
Story/Plot
Ich schreibe sowohl 'Story' als auch 'Plot' in die Überschrift, weil das zwei verschiedene Dinge sind von denen du nur eines nutzt. Die Story ist die grundlegende Geschichte, in deinem Fall: "Ein Virus der nicht heilbar ist hat [...]" eben deine Projektbeschreibung. Wir erfahren etwas über das Setting und den Stand der Charaktere, eben die Story. Hat man diese geschafft, so kommt jetzt der Plot ins Spiel. Der Plot ist der Handlungsstrang und lässt sich ganz Grob als: "A macht B damit C passiert". Der Plot regelt also, was passiert (B), wer dies auslöst (A) und welchen Effekt dies hat (C). Dem Plot kann bzw. sollte man zudem auch Struktur geben. Hiermit meine ich garnicht die allbekannte 3-Akt-Struktur - welche in meinen Augen sowieso nur bedingt zu gebrauchen ist - sondern ein einfaches: Anfang, Mitte, Ende.
Wir sehen zwar, dass die beiden Zwillinge versuchen in dieser post-apokalyptischen Welt zu überleben, doch im ganzen Kurzfilm passiert leider nichts wirkliches. Es entsteht kein Konflikt, keine wirkliche Bedrohung, kein nichts .. und Konflikt ist (zumindest nach Aristoteles) der zentrale Bestandteil eines Filmes. Zwar gibt es einige Filme, die scheinbar komplett ohne primären Plot sondern eher durch sekundäre Handlungen bestehen wie z.B. 'Inside Llewyn Davis', ein absolut genialer Musikfilm, aber für einen Kurzfilm ist eine Story ohne Plot leider nicht wirklich zu gebrauchen.
Was ich damit sagen will: Für dein nächstes Projekt, solltest du dir einen besseren Handlungsstrang überlegen .. in deinen alten Projekten war das z.B. 'der Protagonist will den Laptop verkaufen, doch plötzlich wird er von einer Killerelite angegriffen'. Das ist ein Konflikt und auf diesem kann man aufbauen. Dieser Kurzfilm ist hingegen eine Anreihung von mehreren sehr kleinen Konflikten (Suche nach Wasser, Hoffnung auf Empfang, Bedrohung durch einen anderen Überlebenden) doch gibt am Ende einfach keinen großen Zusammenhang.
Ich erwähne hingegen trotzdem nochmal, dass an deiner Story nichts falsch ist. Im Gegenteil: Filme, die den Protagonisten nicht in einen riesen Plot werfen (das Retten der Welt) sondern ihm ein kleines Ziel geben (die Apokalypse überleben) und ihn dann durch die 'kleinen Gefahren' dieses Vorhabens begleiten (z.B. Aufeinandertreffen mit Räubern, Verlusst von Freunden/Familie, etc.) extrem interessant. In meinen Augen kannst du jeden Kurzfilm so machen, doch dann würde ich dir bei deinem nächsten Projekt mindestens zu einem 10-15 Minuten Projekt raten, denn in dem bisherigen Projekt sind die kleinen Geschehnisse einfach viel zu kurz um von Bedeutung zu sein.
Musik/VoiceOver
Nur kurz will ich noch erwähnen, dass auch ich die Musik etwas unpassend und einfach viel zu melodramatisch finde. Es fühlt sich an, als würde die Musik künstliches Drama schaffen wollen, da das Fehlen eines wirklichen Plots einfach keine Dramatik erzeugt. Das mag Geschmackssache sein, deswegen spreche ich es auch nur kurz an.
Auf der anderen Seite finde ich dein VoiceOvers zwar okay - zumindest von der Funktion her - doch die Erzählerstimme erinnert mich einfach irgendwie an das VoiceOver von 'Die Sendung mit der Maus'. Der Text wird viel zu übertrieben betont und reißt mich bei jedem Satz aus dem Kurzfilm.
Im Großen und Ganzen also definitiv eine Verbesserung - in meinem Kritikgebiet: Dem Drehbuch - das trotzdem noch einiges an Verbesserungspotential hat.
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