Hm. Ersteinmal eine schöne Idee. Kerl sammelt virtuelle Freunde und plötzlich gibt es im wahren Leben Niemanden mehr.
Und schöne, passende musikalische Untermalung auch. Die Bilder in Schnee und Nebel gegen Ende hin fand ich sehr toll. Die Bilder sind qualitativ gut, soweit ich das bewerten kann.
Aber irgendwie habe ich schon nach dem ersten Drittel abgeschaltet. Warum? Der Hauptdarsteller war für mich ein recht sympathischer, "normaler", "cooler" Typ, dem ich nicht wirklich abgenommen habe im wahren Leben nicht mehr zurecht zu kommen. Der fährt einen tollen Wagen, hat allem Anschein nach einen Job (der sitzt doch anfangs in einem Büro, oder?), hat eine schöne Wohnung, kennt eine hippe Partylocation, trinkt wie andere Jungs in seinem Alter. Vielleicht würde sich das durch misslungene Interaktionen mit Mitmenschen zu Beginn ändern. Dann begreift der Zuschauer: aah, der Typ ist krankhaft schüchtern und weiß nicht, wie er mit Anderen umzuspringen hat. Aber selbst der schüchternste Mensch hat meist noch irgendeine Bezugsperson. Sei es Jemand aus der Familie oder Jemand, der ebenso krankhaft schüchtern ist.
Punkt Zwei betrifft sein Benehmen in der "leeren Welt". Ich weiß ja nicht wie es anderen da geht, aber ich würde erstmal den Schock meines Lebens bekommen, Familie etc. anrufen, suchen, suchen, suchen. Das ist doch furchteinflössend, wenn plötzlich alle weg sind. Hab ich irgendwas verpasst? Geht die Welt unter? Vielleicht leide ich unter einer Halluzination oder träume. Dein Protagonist geht ja wirklich erstaunlich gechillt mit der Situation um. Selbst wenn. Warum tut er das? Im Film erschließt es sich mir nicht.
Was dann wieder plausibel erscheint ist, dass er einen auf Remmi-Demmi macht. Juhuu, sturmfrei! Man muss sein Verhalten nicht mehr rechtfertigen. Aber auch hier - ist das nicht noch relativ verhalten, was der Junge veranstaltet? Der kauft recht artig ein - viele Andere würden einfach alles mitnehmen, was sie tragen können, das Kaufhaus auf den Kopf stellen, im Einkaufswagen gegen die Regale fahren - hey! Es ist Sodom und Gomorrha, who cares anyway? Dann fährt er mit offenem Verdeck durch die Gegend, sitzt mit Popcorn im Kino - nix, was er nicht auch vorher hätte tun können. Aber was macht es mit ihm MENSCHEN auf der Leinwand zu sehen? Warum sitzt er nicht splitterfasernackt mit den Cowboystiefeln, die er eben bei Jack n' Jones geklaut hat im Kino, interessiert doch eh Keinen mehr.
Ich mag es, dass die "virtuellen, unechten" Freunde noch immer mit ihm interagieren können. Spannend wäre da gewesen, wenn er noch mit Jemandem über sein Problem schreibt, den es gar nicht gibt und der nicht begreift was in der Welt passiert. "Wieso? Ist doch alles wie immer?"
Weitergedacht - vielleicht gibt es den Protagonisten auch schon gar nicht mehr "wirklich". Dann würde sich mir der Selbstmord auch erschließen. Jetzt wirkte der Sinneswandel von - ich fahr mit offenem Verdeck durch die Gegend und freu mich des Lebens und - ich häng mich auf, weil ich einen weiteren virtuellen Freund habe - unplausibel.