Ok, da das alles Sechstklässler sind, bin ich in einer schwierigen Lage. Mir hat der Film nicht gefallen, aber ich kann ihn auch nicht an meine üblichen Maßstäbe anlegen, wenn man die Umstände (z.B. die Zeitbegrenzung) berücksichtigen will.
Aber zunächst das, was mir gefallen hat:
Gut fand ich, dass du mit Kindern gedreht hast und dementsprechend auch eine kinderaffine Geschichte erzählst. So etwas hab ich hier im Forum noch nie gesehen und ich kann mir auch vorstellen, dass es nicht leicht ist, so eine Horde zu koordinieren. Die Kinderperspektive eignet sich immer gut, um Probleme (die auch die Erwachsenenwelt betreffen) aus einer anderen Sichtweise zu zeigen und damit den Zuschauer in eine neue und deswegen interessante Welt zu führen. Leider hast du daraus hier aber nichts gemacht.
Womit wir auch schon bei dem wären, was mir den Film kaputt gemacht hat.
Zunächst: Die schauspielerischen Leistungen. Ja, es sind Sechstklässler und deshalb ist es komplett logisch, dass sie noch nicht authentisch spielen können. Und eben deswegen glaube ich, war es ein Fehler, sie tatsächlich schauspielen zu lassen. Man hat gemerkt, dass sie die Textzeilen aus dem Drehbuch einfach nur auswendig vortragen und dabei eine vorher festgelegte Emotion auf übertriebene Weise in ihrem Gesicht darstellen - wie gesagt, dass soll keine Kritik an den Kindern sein, denn das ist so vollkommen normal. Vielmehr halte ich die Methodik für falsch. Ich denke viel authentischer wäre es gewesen, hättest du sie (teilweise) improvisieren lassen.
So wird es auch im Fernsehen bei Sendungen wie "Mitten im Leben" gemacht. Man gibt den Schauspielern keinen wörtlichen Text, sondern sagt ihnen nur, was der Sinn der Szene ist und was dabei in etwa herauskommen soll. Zum Beispiel: "In dieser Szene triffst du auf Manfred. Er ist total besoffen, obwohl er dir doch gesagt hat, er trinkt nicht mehr. Und jetzt sag ihm mal deine Meinung!"
Das kann man natürlich für deine Zwecke noch spezifizieren, aber an sich würde dass die Kinder dazu zwingen, ihren eigenen Wortschatz zu benutzen, die Situation tatsächlich zu durchleben und in aktiver Weise aufeinander zu reagieren. Denn wenn sie sich 1:1 an das Drehbuch halten, klingt das sehr aufgesetzt und man hört, dass ihnen die Worte nur in den Mund gelegt wurden. Außerdem entsteht keine Beziehung zwischen den Personen, da fast jeder Satz separat eingesprochen wird.
Womit wir auch schon beim Schnitt wären: der gefällt mir nämlich so gar nicht. Die Dialoge wirken wegen oben angesprochener Problematik eh schon nicht sehr echt, aber durch die Weise, wie die Einstellung aneinander geschnitten wurden, wirken die Situation einfach nur noch synthetisch und zusammengeschustert. Nach jedem Satz vergeht einfach viel zu viel Zeit, bis auf die nächste Einstellung, mit dem nächsten Satz geschnitten wird. Besonders auffällig ist das bei den Szenen, wo es ein Gruppengespräch gibt. Jeder, der schon mal Kinder in freier Wildbahn erlebt hat weiß, dass sie sich niemals so geordnet, gesittet und langsam unterhalten würden. Sie fallen sich gegenseitig ins Wort und sprechen, sobald ihnen etwas in den Kopf schießt. Hier aber merkt man förmlich, wie du jeden Satz einzeln abgeklappert hast.
Und: hättest du sie improvisieren lassen, hätte man die Kamera ein wenig weiter weg in den Raum stellen und dann die Kinder einfach miteinander spielen lassen können. So hättest du wahrscheinlich viel Zeit gespart und dabei viel Authentizität gewonnen.
Auch finde ich hat die Protagonistin zu wenig Screentime und somit zu wenig Dominanz. Als die Anderen das mit dem eigenen Ausflug entscheiden, wäre doch z.B. ihre Reaktion darauf ganz interessant gewesen. Meiner Meinung nach hätte der ganze Film mehr aus ihrer Perspektive gedreht werden müssen.
Zum Thema Drehbuch: Naja, Dialoge und Figuren sind sehr klischeebelastet und der Plot wirkt irgendwie abgeschnitten. Das Mädchen rennt weinend weg, ihre Freundin tröstet sie kurz und das war's dann? Wie geht es denn jetzt weiter mit der Klassenfahrt? Kriegt die Klasse dafür noch Ärger? Wie endet der Konflikt mit den anderen Klassenkameraden?
Auch konnte ich ab dem Punkt, wo sie in das Gebäude eingedrungen sind, nicht mehr ganz folgen, was genau da jetzt vor sich ging. Ich fand es aber ganz lustig, dass die Erwachsenenrollen auch mit Kindern besetzt waren.
Wie oben schon angeklungen, hätte man da aber allgemein etwas mehr draus machen können, denn die Ansätze waren vorhanden.
Alles in allem fand ich das gewählte Thema frisch und neu, die Umsetzung allerdings in vieler Hinsicht ausbaufähig.