Ja, man sieht, du hast ein gutes Auge für Bildsprache! Studierst du irgendwo?
Die Szene in der Wohnung hat einen besonders guten Schnitt, der Schauspieler spielt ganz ordentlich, obwohl seine Körpersprache einen Schuss mehr Verbissenheit und Unruhe hätte vertragen können. Weiterhin hättest du seine Inspirationslosigkeit und die daraus resultierende innere Unruhe durch differenziertere Tätigkeiten zeigen können. Immer nur Kaffee kochen, hinsetzen, Kaffee kochen, hinsetzen ist auf Dauer ein wenig träge und langweilig, auch wenn du den Schnitt-Rhythmus erhöht hast.
Wenn ich an einem Text sitze, aber mir die Ideen fehlen, dann laufe ich durch die Wohnung, sehe aus dem Fenster, mache den Kühlschrank auf und zu, räume ein wenig auf, liege auf der Couch herum, pfeife irgendwelche Melodien, blättere gelangweilt in alten Tageszeitungen...
Die Passage am Waldrand ist gut gefilmt und bietet durch die Kameraführung und vor allem den Schnitt einen sehr schönen Kontrast zum Wohnungs-Teil. Allerdings kann ich mit dem Mädchen und dem Bechlein, was sie fallen lässt nicht viel anfangen und die Mundharmonika war mir dann doch etwas zu viel Hipster. Solche Metaphern wie mit dem Mädchen mag ich irgendwie nicht, obwohl ich zugeben muss, dass es hier gut passte und das ganze abgerundet hat. Und ich muss sagen, dass die Atmosphäre des Films wirklich beeindruckend exakt an meinen eigenen Erfahrungen lag und ich irgendwie "einen Draht" zu dem Film hatte (passiert mir nicht oft bei Kurzfilmen).
in dem fall ging es mir auch nicht darum eine große geschichte zu erzählen, sondern einen inneren zustand filmerisch darzustellen.
Und das ist dir hervorragend gelungen. Wirklich guter Film wie ich finde.