Also kurz zur Absicherung, ich find die Grundsatzdiskussion sehr spannend und beziehe mich losgelöst auf die. Ich will nicht irgendwie über deinen Film herziehen oder so!
Dann aber wiederrum gibt es Menschen die darin etwas sehen können.
Darum geht es gar nicht. Es gibt nichts, worin nicht irgendjemand irgendetwas sehen würde. Das merkt man nirgens so schnell wie in einem Amateurfilm-Forum.
Deswegen haben wir es aber nicht mit ausschliesslich guter Kunst zu tun.
Ist nicht alles was von einem Menschen kommt der etwas bewusst und mit Leidenschaft macht Kunst?
Da wir Menschen viel bewusst und mit Leidenschaft machen, wäre alles Kunst. Heut Mittag hab ich mein Sandwich bewusst und mit sehr viel Leidenschaft gegessen. Und ich ging danach bewusst und mit noch mehr Leidenschaft auf die Toilette. Ich bin also ein grosser Künstler.
Diese Definition "
alles ist Kunst", denn darauf läuft es ja letztendlich hinaus, wertet Kunst komplett ab. Macht sie nichtig und bedeutungslos. Genau wie der Satz "Wir sind alle etwas Besonderes" das Besondere zum Alltäglichen, ja völlig Normalen degradiert, täte eine Bajahung deiner Frage dasselbe mit Kunst. Da können wir den Begriff auch aus unserem Vokabular streichen und einfach "Normal" nennen. Und das willst du ja nicht. Und ich auch nicht.
Ich könnte aber auch sagen das ist gewollt.
Hehe, der Klassiker.
Richtig, jeder kann sagen "Ich wollte schlechte Kunst machen" und schon ist man fein raus. Man kann sagen, "ich wollte einen schlechten Film" machen und bereits macht man jegliche Kritiker mundtot, weils darauf nichts zu sagen gibt - ausser für ein stupides Ziel zu gratulieren. Genau wie "Alles ist relativ" oder "Gottes Wege sind unergründlich" jegliche sachorientierte Diskussion sofort abtötet und ihren Leichnam auf Nimmerwiedersehen im Boden verscharrt.
Tatsache ist aber, dass das in den meisten Fällen schlicht nicht wahr ist. Das wissen wir beide.
ein gewollter Bruch wie es ihn z.B. auch in Gedichten oft gibt.
Gewollte, gezielte Regelbrüche sind ein wunderbares Stilmittel. Ein Achsenbruch kann die perfekte Wahl sein, ein Jumpcut ein brillianter Schnitt, ein arythmischer und atonaler Teil eines Lieds wunderbare Musik, ein Jambus auf einen Daktylus eine literarische Brillianz. Aber auch hier gibt es einen Unterschied, ob ein Laie die Regeln gar nicht erst kennt und dann einfach sagt "Pah, Regeln. Ach, ich brauch sowas nicht! Ich dreh aus Leidenschaft" (um ein originales Zitat herbei zu ziehen) oder ob jemand am Werk ist, der die Regelwerke genau kennt, ihre Bedeutung versteht und ihren Bruch somit tatsächlich bewusst anwendet. Wenn man die Regeln kennt, sieht man den Unterschied.
Ich selbst würde wie gesagt auch einiges anders machen nun.Trotzdem bin ich zufrieden mit dem Film.
Ich finde, das kannst du auch sein! Du hast etwas geplant, umgesetzt und dich nun weiterentwickelt. Und darum gehts ja. Ich für meinen Teil werd mir auch dein nächstes Video wieder anschauen und freu mich darauf. Vielleicht, solltest du deinem Stil treu bleiben, kommst du ja deinem Ziel schon näher, setzt um, was du aus der letzten Arbeit gelernt hast und findest ein Publikum, dass deine Arbeit auch entsprechend würdigt.
Ich persönlich wünsche es dir jedenfalls!