Sehr schöner Film. Ich hab ihn gleich am ersten Tag angeschaut; fand ihn sehr ansprechend. Kamera, Schnitt, Aufbau, Musik, alles wunderbar. Ausnahmen wie die Reflektoren-Shots (viel schlimmer finde ich übrigens gleich bei der ersten Einstellung "Auge", dass man in der Reflektion jemanden "rumhampeln" sieht) ü.ä. wurden ja von anderen schon genannt. Manches störte zwar, aber nicht so, dass es den Film wirklich nach unten gezogen hätte. Aber irgendwas, das ich erst mal nicht greifen konnte, konnte mich nicht überzeugen. Hab ihn daher erst mal sacken lassen, heute im Zuge der ganzen AFFMA-Anmeldungen ein zweites Mal angeschaut und weiß jetzt, was es war. Meine zwei Hauptkritikpunkte sind eher konzeptioneller Natur:
Als erstes: Traut euch doch, auf erzählende Off-Stimmen zu verzichten. Ist vielleicht Geschmackssache, das als No-Go zu empfinden, aber auf mich wirkt das immer wie eine Art Krücke, weil man seiner Handlung und seinen Bildern nicht traut. Dabei sind Off-Stimmen (ähnlich wie Texttafeln in Trailern) etwas, das die Handlung bzw. deren emotionales Momentum eher stört. Vor allem bei Kurzfilmen, vor allem bei Amateuren, gibt es leider so viele, die immer wieder darauf zurückgreifen. Falls du die Off-Stimme bewusst drin haben wolltest, ist das natürlich dein Ding. Aber dein Film hätte das bestimmt nicht nötig gehabt, im Gegenteil: am stärksten ist die Geschichte für mich gerade in dem Teil, der ohne Erzähler auskommt... Vielleicht hätte man ein paar Sequenzen anders anlegen müssen, vielleicht hätte der Film dadurch etwas länger sein müssen – aber ich denke, es hätte der Handlung gut getan und sie noch besser gemacht.
Ansonsten: Je nach dramaturgischer Intention hätte die Handlung auch bei 12:50 aufhören können. Dafür, dass das ganze mit dem Foto aufhört, war mir das Thema Fotographie zu wenig im Fokus.
Zweiter Punkt wäre das Schauspiel. Gemessen an den Amateurfilm-Verhältnissen natürlich gut. Aber an dem, was man bei den beiden an Potential erahnt, ist es mir eine Spur zu sehr... "Theater-AG". Ist vermutlich der falsche Begriff, aber ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll... Beide spielen hauptsächlich mit Stimme und Betonung – und trotzdem irgendwie monoton (z.B. bei der ersten Park-Sequenz besonders auffällig bei der Vorstellung, bei "ich muss gehen - warte!", ebenso bei seinem "Laut werden" nach dem "ich glaub dir nicht") – und sehr wenig mit dem Körper; fast schon apathisch. Funktioniert zwar bei ruhiger Handlung oft gut, ebenso, wenn man es kontrastiert, aber in vielen Szenen ist es mir zu ruhig. Jetzt ist es halt wieder so, dass man als Außenstehender ja nicht sagen kann, wie viel Zeit ihr in das Projekt, das vom Konzept her ja übersichtlich ist, investieren wolltet/konntet, aber ich denke, dass man in dem Bereich mit wenig Mehraufwand noch so viel mehr aus den beiden hätte herausholen können.
Wie gesagt, insgesamt sehr schön umgesetzt. Die Anmerkungen fallen sicher auch wieder unter die Kategorie "Meckern auf hohem Niveau". Aber da du das ganze ja auch mal beruflich machen willst und auf professionelle Unterstützung (wer kann schon beim SWR leihen) zurückgreifen kannst, denke ich, besser so, als gar keine Kritik; hoffe ich zumindest
PS: Und ich finds toll, auch mal Filme zu sehen, wo ich selber die Drehorte kenne...