ich freu mich jedesmal wenn hier Filme präsentiert werden. Vor allem wenn es szenische Filme sind. Und wenn dann jemand einen solchen Film abliefert, der dann dazu gute 20 Minuten Lauflänge hat, dann zieh ich meinen Hut davor, weil ich weiß wieviel Arbeit da drin steckt. Doof ist dann immer nur, wenn der Film zwar lang, dafür aber auch langweilig ist. Langweilig fand ich "Incubus" jetzt nicht. Allerdings hatte der Film Längen und sehr viele unnötige Einstellungen und ich behaupte jetzt mal, dass man den Film auf unter 10 Minuten hätte kürzen können/müssen. Ich denke das Hauptproblem ist, dass du versuchst den Film wie einen Langfilm wirken zu lassen (bspw. die ausgedehnte Eröffnungssequenz -"Schweigen der Lämmer" lässt grüßen - die Anfangscredits oder der geklaute Score). Leider fehlt dem Film für eine solche Länge einfach die Substanz. Natürlich kann sich in einem Langfilm eine tiefere Beziehung zum Hauptdarsteller entwickeln, als in einem fünfminütigen Kurzfilm. Es kann! Das Level dass du hier in 20 Minuten erreichst, hättest du aber auch definitiv in einem 5 Minuten Film hinbekommen. Dass man auch in wenigen Minuten eine ausreichende Identifikation plus beängstigender Atmosphäre hinbekommen kann, hat ja David Sandberg mit seinem "Lights out" gezeigt, den du ja offensichtlich auch gesehen hast ;-)
Richtig unglücklich finde ich die Wahl der Wohnung. Vor allem die Doppelnutzung von Wohnzimmer/Büro und des Bettes von Josh/seines Freundes geht leider gar nicht - das verwirrt den Zuschauer nur. Da hättest du eine andere Lösung finden müssen. So hättest du z.B. wenn es das Wohnzimmer ist Vorhänge vor die Fenster hängen und vor allem ganz andere Einstellungen wählen können. Und wird er bei 9:01 fast von seinem eigenen Auto überfahren?
Was mich auch wundert ist der Name des Films... soweit ich mich erinnere bezeichnet Incubus doch einen männlichen Dämon der nachts Frauen heimsucht, um mit ihr geschlechtlich zu verkehren.
Technisch gab es ein paar Dinge die nicht ideal waren... bspw. Störgeräusche beim Ton (3:38). Die Außenszene bei 2:52 ist zu dunkel. War das Absicht, weil es früh morgens sein soll oder einfach nur unterbelichtet? Viele Innenaufnahmen (gerade die im Dunkeln) sehen auch nicht gut aus. Da wäre etwas mehr bewusst eingesetztes Licht nötig gewesen. Bei der Dialogsequenz auf der Straße hättest du dich nicht für die Variante Kamera-filmt-vom-Stativ entscheiden sollen. Ich kann mir schon denken wieso du das gemacht hast. Genau wie bei vielen anderen Dingen in dem Film. Du bist ja quasi alles in Personalunion. Mein Tipp für dich: entscheide dich, ob du vor oder hinter der Kamera sein möchtest. Optisch und schauspielerisch ist der Platz vor der Kamera durchaus okay, nur wenn du dich um alles andere auch noch kümmern musst, wird es problematisch.
Übrigens: ich schreibe meine Kritiken nicht, um Filme schlecht zu machen. Und auch wenn ich hier vieles kritisiert habe, finde ich den Film nicht so schlecht, wie es vielleicht rüberkommt.
P.S. wunder dich nicht, wenn du wenig Feedback bekommst. Je länger der Film, desto weniger Leute nehmen sich die Zeit ihn anzuschauen.