Viele Amateurfilmer verdienen sich ein wenig dazu, indem sie kleine Werbefilme für kleinere Firmen, meist auf NoBudget-Niveau erstellen.
Dies ist völlig korrekt und da es sich bei den meisten ersten Gehversuchen vermutlich um kleinere Werbefilmchen für wen auch immer handeln wird,
werde ich dazu mal ein paar Tipps an Euch los.
Je mehr ihr davon beherzigt, desto besser werden Eure Chancen stehen, auch weitere Jobs abzugreifen.
Trotz aller Euphorie sollte man sagen, vergleicht Euer Können
realistisch mit dem von Profi-Werbe-Agenturen.
Dann entscheidet selbst, was ihr preislich rausholen könnt. Hierbei wird sich sehr schnell die Spreu vom Weizen trennen...!
Ihr seid i.d.R. eine One-Man-Show, bei Agenturen gibt´s Brainstormer, Designer, Künstler, whatever, die alle auf ihrem Gebiet spitze sind
und Euch locker in die Tasche stecken können, da sie gezielt zusammen arbeiten.
Bedenkt das immer bei Euren Preisforderungen!
Wenn man dem Auftraggeber mal vorhalten muss, was Profis so in Rechnung stellen (Nie machen, ist ein No-Go!) dann läuft schon was schief.
Rechnet aus was ihr verlangen würdet, was gerechtfertigt wäre und ihr Euch zutraut.
Aber vergleicht Euch nicht mit Profis, damit stellt ihr schon selbst vor dem Kunden fest, dass ihr keine seid.
Auch wenn viele vielleicht aus Unwissen heraus kein Geld nehmen würden,
wer sich richtig viel Mühe gibt darf auch angemessen kassieren!
Nie kein Geld verlangen, das ist Unsinn und wirkt unseriös. Umsonstarbeit ist auch nichts wert, alte Weisheit.
Man sollte Preise realistisch sehen aber sich immer am Markt orientieren.
Es geht nicht: "Ich bin billiger, weil ich nichts kann", sondern immer "Ich koste was die andern auch kosten (und muß dann halt so gut sein, oder mir Leute dazuholen die es können).
Ansonsten gilt:
Lasst es bleiben!
Was fehlendes Equipment angeht, weswegen ihr warscheinlich Werbefilme dreht, um eben dieses Equipment zu finanzieren:
Es ist dem Kunden herzlich egal was ich brauche, alles was er erwartet (und erwarten kann) ist ein professionelles gutes Ergebnis.
Wenn ich Zusatzequipment nicht habe, berechne ich es und leihe es. Das versteht jeder.
Man hat keine Ambitionen einen guten Film zu machen, man MACHT einen guten Film. Für was anderes bezahlt der Kunde nicht.
Ambitionen reichen nicht. Wenn ich meinem Kunden sagen würde ich brauche Extrageld für ein Stativ, er würde mich zu Recht auslachen.
Ein Stativ ist normal, ebenso wie ein Fieldmonitor. Noch einmal, wer Geld verdienen will darf sich nicht als Amateur darstellen,
der auf Kosten der Kunden sein Equipment finanziert. Selbst wenn es so ist, mache ich ja auch, NIE sagen.
Der folgende Text wird Euch eventuell zu professionell vorkommen, da ich hier sehr viel Basic-Infos verwurstet habe.
Was ihr daraus macht, liegt einzig an Euch. Es wird z.B. keiner gezwungen, einen Vertrag aufzusetzen.
Aber es ist Eure Zeit, die ihr verplempert habt, wenn Euer Auftraggeber hinterher nen Rückzieher macht!
Eure Auftraggeber sind i.d.R. wahnsinnig auf Endpreise fixiert, von daher müßt ihr vorher abschätzen, was es kosten wird.
Am besten ihr macht Euch eine Liste mit
Euren Preisen für Dreharbeiten, Equipmentmiete/-transport, Schnitt, ggf. Fahrtkosten., etc., was ihr abrechnen könntet.
(Eine Stunde Drehen kostet... eine Stunde Schneiden kostet... etc. )
Dazu holt Euch noch von Fremdfirmen Angebote ein (Kopierwerke, etc.!)
Und schaut, was Schauspieler so verdienen, falls ihr da welche wollt.
Sowas solltet ihr unbedingt
vorher wissen. Erleichtert dem Amateur auch die Verhandlungen,
wenn man dem Auftraggeber mal vorhalten muss, was Profis so in Rechnung stellen und
um sich ab und zu mal die an die eigene Nase zu fassen und Höhenflüge zu vermeiden!
Rechnet aus was ihr verlangen würdet, was gerechtfertigt wäre und ihr Euch zutraut.
Auch wenn viele vielleicht aus Unwissen heraus kein Geld nehmen würden,
wer sich richtig viel Mühe gibt darf auch angemessen kassieren!
Zunächst einmal solltet ihr folgende Fragen mit den Auftraggeber klären:
Wer nimmt alles teil, wer davon ist verantwortlich?
Wieviel Arbeitsumfang wird das Projekt haben? Wer arbeitet am Konzept mit?
Wann soll das Projekt fertig sein? Unterschätzt das nicht!
Wie schaut´s mit Nutzungsrechten aus (räumlich oder zeitlich beschränkt?, am besten alle Rechte ahn den Kunden abgeben!)
oder welches Medium soll genutzt werden (Fernsehen, DVD/BluRay, Internet, Messen, etc.)
oder bekommt der Auftraggeber sämtliche Nutzungsrechte exklusiv?
Was ist mit anfallenden GEMA-Gebühren, falls ihr Musikrechte in Anspruch nehmt.
Klärt das vorher ggf. in einem Vertrag!
Dann klärt bitte, wie der Werbefilm selbst definiert werden soll:
Länge des fertigen Videos
Inhalt des Videos (Was soll gezeigt und erreicht werden? Welche Zielgruppe?)
Qualität (Fernsehen/Kino hat hohe Anforderungen und die Sender haben Vorgaben für das Bildformat, etc.!)
Technik
Darsteller (Was für einen Typ verkörpern die? Gage?)
Sprecher (Dialekte? Fremdsprachen? Gage?)
Drehorte (mieten?)
Musik (Gema oder sonstige Rechte?)
CGI (braucht ihr Hilfe von anderen?)
Ausgabemedium und Anzahl (Kopier/Presswerk?)
Dann fragt Euch, welche Risiken stecken da für Euch drin...?
Fängt schon an, wenn ihr keinen Führerschein habt, einer abspringt, etc...
Gibt es Dinge, die ihr nicht realisieren könnt/wollt?
Es darf keine Risiken geben, so einfach ist das.
Das höchste Risiko darf sein Null auf Null rauszugehen und was dabei gelernt zu haben. Alles andere ist wirtschaftlicher Unsinn.
Ok, nehmen wir an, ihr habt da also jemanden, der bereit ist, Euch einen Auftrag zu geben...
Ihr dreht als munter drauf los und wißt dann nicht weiter?
Falsch! Es MUSS ein Buch geben. Wenn ich nicht weiß, wie man es macht, sollte ich es lassen..:!
Wie lege ich die Länge des Werbespots fest? - Wo soll denn der Spot laufen?
- Auf einer Messe:
Da stehen der Auftraggeber/seine Mitarbeiter daneben und können was dazu erklären, da würde ein längerer Film (3Min.+) passen.
Aber danebenstehen tun sie NIE, der Messefilm muss ohne Ton funktionieren!
Damit man sich das anschauen kann, während man z.B. wartet, bis ein Mitarbeiter frei wird.
- Im Baumarkt/Hotel/Museum/etc.:
Siehe Messefilm.
Max. ein bis zwei Minuten...
- Im Kino, im Fernsehen:
Eine Minute ist schon viel zu lang, da hilft nur kürzen, kürzen, kürzen und nochmal kürzen.
Dann muss es aber auch absolut fehlerfrei sein,
weil das Video zigmal gezeigt wird und spätestens nach der dritten Wiederholung fallen Fehler dann auch auf!
Schau Dir andere Spots an, wie lange sind die und was kosten die bei Ausstrahlung!??
- Im Internet:
Dazu sollte ein Film auch kürzer sein (vor allem als ggf. Opener einer Website).
Andererseits: Wer schaut sich nen Opener an und klickt den in der heutigen Werbeüberladenen Zeit nicht weg?
Welche Slogans hat der Auftragsgeber ggf. schon?
Den Slogan/also das "Corporate Identity" sozusagen unbedingt mit ins Boot holen...
Es empfiehlt sich bei Produkten/Dienstleistungen als "Lockangebot" immer "Preis ab ...€" zu schreiben oder
verbilligte Familien-/Kombipreise aufzulisten, die sich rentieren.
Ist mMn zwar nicht die feinste Art, macht aber mittlerweile fast jeder so und wird auch so vom Kunden akzeptiert.
Bei Einblendungen immer schlichte Schrift (Arial, Tahoma, u.ä.) benutzen, kein Comic.
Es sei denn, die Firma nutzt eine bestimmte Schriftart (Corporate Identity!), dann natürlich diese benutzen!
Dasselbe gilt für Farben!
Und ganz wichtig, weil viele Amateure leider immer wieder diesen Fehler machen:
In einem Film werden maximal drei verschiedene Überblendungen verwendet!
Der Zuschauer soll sich auf das Produkt konzentrieren und nicht auf die tollen Überblendeffekte!
Nichts darf vom Produkt ablenken.
Weder Tonfehler noch Bildfehler.
Macht den Film so perfekt, wie ihr könnt. Fehler fallen irgendwann auf, denn Werbung lebt von Wiederholungen,
Werbung funktioniert durch "das in-den-Kopf-Hämmern".
Clevere Ideen prägen sich schneller ein und müssen nicht so oft wiederholt werden!
Fehler dabei leider auch!
Mach neugierig!
Warum sollte jemand aus Süddeutschland an Dein Werbeziel reisen, was gibt´s da, was es daheim nicht gibt...?
Warum sollte jemand genau dieses Produkt kaufen, wer verwendet es auch?
Und noch was Unangenehmes:
Wer sich an Amateure wendet, will denen entweder eine Chance geben oder wenig bezahlen.
Präsentiert Euer Werk also erstmal nur so dem Auftraggeber, ohne dass er eine Kopie davon in die Hände bekommt.
oder eine Kopie mit eingeblendetem TimeCode...
Wenn er die endgültigtige Kopie haben will, sollte das Geld vorher sicher in Euren Händen sein.
Ich denke das ist verständlich und sollte jedem klar sein. Auch der Gegenseite, man muss es ja nicht extra erwähnen (und damit unhöfliches Misstrauen zeigen),
aber hier ist ein Vertrag wiederum gut, wo sowas unter den üblichen Floskeln mit drin steht.
Vielen Dank auch an Lutz Dieckmann, der noch mal gegengelesen hat und einige wertvolle Tipps beigesteuert hat!
Also gebt auch ihm Eure "Hilfreich"-Bewertungen!