Willkommen zu meinem kleinen Keylight Tutorial für After Effects.
Ich möchte Euch hier anhand eines bebilderten praktischen Beispiels meine typische Vorgehensweise näherbringen und somit die Grundfunktionen von Keylight dem leistungsstarken Keying-Tool in After Effects ein wenig erklären.
Bevor jetzt wieder voreilig gepostet wird, ich weiss es gibt bereits ein ähnliches Texttutorial hier im Forum, aber das war zum einen nicht sehr ausführlich und zum anderen auch recht umstritten was die Vorgehensweise und das Beispielmaterial anging. Abgesehen davon hab ich gerade akute Langeweile hier auf der Arbeit und dabei ist ja schon so manches meiner Texttutorials entstanden.
Kurz zu Keylight. Bis vor kurzem war es noch eine kostenpflichtige Software, welche aber zur Freude der After Effects Pro Version Besitzer gleich mit auf der Installationsdisk vorhanden war. Man musste es lediglich nach der Installation von After Effects selbst noch von der Disk nachinstallieren, um darauf Zugriff zu haben. Eine Sache die erstaunlich wenig User scheinbar wissen, denn die Frage nach Keylight gab es häufig.
EDIT
Kleine Änderung, so wie es scheint war das mit Keylight ein kleiner Trugschluss, die Software selbst ist keine Freeware, jedoch können jetzt auch Nutzer der AE 7.0 Standard Keylight verwenden. Die müssen es dann allerdings beim Hersteller regulär kaufen. Der nachfolgende Download bezieht sich auf eine Lizenzpflichtige Version und ist mehr als Update für die AE 7.0 Pro User anzusehen.
Runterladen kann man es sich unter folgender Adresse:
http://www.thefoundry.co.uk/pkg_download…7D-17B39B7E1192
Somit sollte die Fragerei nach Keylight auch vom Tisch sein, jeder AE Nutzer kann es jetzt nutzen und sollte es auch für Blue- und Greenscreen Shots nutzen, bevor er auf die AE eigenen Keyer wie Color Key & Co. zurückgreift. Was ich hier erkläre kann auch problemlos mit After Effects 6.x gemacht werden, es werden keine AE 7.0 spezifischen Effekte verwendet. Lediglich die Effekte selbst liegen teilweise bei After Effects 6.x noch in anderen Untermenüs wie Bild anpassen statt Farbkorrekturen. Da müsst ihr dann vielleicht ein oder zweimal ein wenig suchen, aber es ist definitiv alles da
Als Beispielfootage für mein Tutorial habe ich eine Greenscreen Szene aus unserem aktuellen Projekt gewählt. Ein schönes Beispiel für nen Amateurfilm Shot mit nicht gerade perfekter Ausleuchtung, Trackingmarkern und eben DV-Kompression. Ich werde hier jetzt alles anhand eines Stillframes erklären und setze dabei voraus das ihr die Grundzüge von After Effects bereits kennt. Dies schließt auch die Nutzung von animierten Masken usw. ein, wer da noch Defizite hat, schaut sich einfach eines der Lichtschwerttutorials hier an, da wird ja fast nur mit animierten Masken gearbeitet.
EDIT:
Als kleine Ergänzung möchte ich noch folgendes hinzufügen. Darauf gebracht hat mich Darth Nihilus gestern, als er noch ein paar Fragen dazu im ICQ stellte. Mein Beispiel Frame zeigt längst nicht so starke DV Kompression wie die meisten es vielleicht gewohnt sind. Das liegt daran das ich ja inzwischen in HD filme und diese Aufnahme hier urspünglich HD Material war. Ich habe es vor dem Tutorial in After Effects lediglich auf 720x576 runterskaliert und als DV AVI ausgerendert, um damit zu arbeiten. Jedoch verhält es sich so das bei dieser Runterkonvertierung scheinbar längst nicht so starke DV Artefakte auftreten wie bei direkt in DV gedrehtem Material. Lasst euch also nicht allzusehr davon blenden das meine Kanten hier und da so extrem sauber sind. Mein Tutorial hier soll ja auch mehr als Workflow Beispiel mit einigen kleinen Tipps gelten und nicht als ultimativer Keying Guide für DV Material.
So, nun aber los mit dem Tutorial
Wie immer fangen wir damit an, dass wir erstmal unser zu keyendes Footage importieren und es auf das Symbol für die neue Komposition ziehen. Somit haben wir eine neue Komposition erstellt, mit den exakten Abmessungen und der richtigen Länge unseres Videos. Ihr könnt auch jetzt schon euren Hintergrund importieren, welcher später anstelle des Screen zu sehen sein soll. Benötigen tun wir ihn aber erst später.
Als nächstes wählen wir für unser Video Effekt->Keying->Keylight.
In den Einstellungen von Keylight wählt ihr jetzt unter Screen Colour mit der Pipette den Farbton eures Green- oder Bluescreens, welcher am ehesten dem Mittelwert der hellen und dunkleren Flächen entspricht. Solltet ihr perfekt gleichmäßig ausgheleuchtet haben und somit eine einzige gleichmäßige Fläche haben, dann herzlichen Glückwunsch, klickt wohin ihr wollt
Ihr seht, wie Keylight jetzt bereits den Großteil eures Screens entfernt hat und die Darsteller entweder wie in meinem Beispiel auf dem Transparenz-Muster oder auf schwarz zu sehen sind. Wenn ihr sie auf schwarz seht und lieber die Transparenzansicht haben wollt, klickt auf das kleine Symbol unterhalb der Kompositionsansicht, links neben der Schaltfläche "Aktive Kamera". Hier könnt ihr zwischen den zwei Ansichten wechseln. Es macht auch Sinn dieses Feature zu nutzen, da man so leichter Fehler im Keying findet oder noch schattierte Flächen wie oben in meinem Beispiel sehen kann. Man kann sich auch als Hilfe eine sehr grelle sagen wir mal pinke oder rote Fläche unter sein Video legen, um Löcher in den Darsteller besser erkennen zu können. Aber da kann jeder selbst rumprobieren, der folgende beschriebene Weg sollte den meisten Ansprüchen erstmal Stand halten.
Wechselt nun zum verfeinern eures Keys in den Keylight Einstellungen unter "View" auf Screen Matte. Ihr seht das euer Video jetzt nunmehr nur noch aus schwarzen, grauen und weißen Flächen besteht. Dies ist quasi die Alphakanal Ansicht. Weiß bedeutet die Fläche ist 100% sichtbar, schwarz heißt die Fläche ist unsichtbar, alles dazwischen ist eben entsprechend der Helligkeit durchsichtiger oder sichtbarer.
Gemäß unseres Wissens über den Alphakanal ist klar was wir nun erreichen müssen. Die Darsteller im Video sollen 100% weiß deckend sein und alles andere was wir nicht haben wollen muss schwarz sein, damit es später keine Flecken oder Lücken im gekeyten Material gibt. Im Screenshot oben seht ihr ein Beispiel für meine Einstellungen. Ich schreibe bewusst das es ein Beispiel ist, denn jeder Keying Shot muss mit seinen eigenen Werten verarbeitet werden. Ihr könnt nicht stumpf die Werte übernehmen die ihr hier seht und glauben das ihr damit jede Szene super keyen könnt. Dies sind Werte die sich für mein Beispiel auf die Schnelle als brauchbar erwiesen haben. In einem anderen Shot könnten sie gänzlich anders sein. Darum möchte ich hier auch nur grundlegend darauf eingehen, welche Werte ich generell manipuliere, um meine Szenen meistens zu keyen. Ich werde hier auch nicht jede Funktion von Keylight durchleuchten, sondern mehr meine Standardvorgehensweise zeigen, die sich für mich als brauchbar erwiesen hat und nur einen Bruchteil dessen nutzt, was Keylight alles zu bieten hat.
Als erstes fangen wir an und erhöhen den "Screen Gain", der Wert direkt unter der Farbauswahl die wir anfänglich getroffen haben. Je weiter wir den Regler nach rechts ziehen desto mehr wird vom Screen geschluckt. Hier gilt es jetzt soweit evtl. Schattierungen am Screen rauszulöschen. Übertreibt es aber nicht mit dem Wert, da ihr sonst Gefahr lauft, die Darsteller bereits mit rauszulöschen, speziell in Bereichen welche vielleicht die Farbe des Screens reflektieren.
Als nächstes testen wir aus inwieweit wir "Screen Balance" zu unseren Gunsten nutzen können. Spielt hier mit dem Reglern in beiden Richtungen herum, Ziel ist es die Darsteller selbst noch weißer zu bekommen. Ich habe festgestellt das es hier wirklich mal mit nbegativen und mal mit positvien Werten bessere Ergebnisse gibt. Scheinbar von Motiv, Beleuchtung, Weißabgleich und auch der Kamera abhängig.
Ihr solltet jetzt auch bei eurem Material feststellen, das die Kanten der Darsteller sehr unsauber sind und treppchenähnliche Abstufungen haben. Dies liegt an dem ansich schon sehr stark komprimierten DV Material. Knapp gesagt steht dem DV Material im Luminanzkanal weniger Information zur Verfügung als wir brauchen, dadurch kommt es zu stärken Kompressionsartefakten an den Kanten der Darsteller zum Hintergrund. Dafür könnt ihr in Keylight die "Screen Pre-Blur" Funktion benutzen. Hier wird ein leichter Weichzeichner auf das Material gelegt, um diesen häßlichen Kanten entgegen zu wirken. Aus meiner Erfahrung reicht ein Wert von 1.0 in den meisten Fällen vollkommen aus, oft auch weniger. Nur sehr viel höher würde ich nicht gehen, da dadurch auch viele Details flöten gehen, was ja nicht Sinn unserer Unternehmung ist.
Klappt nun die Einstellungen unter "Screen Matte" auf. Hier können wir jetzt noch unseren Key weiter tweaken, um die Darsteller noch sauberer vom Hintergrund zu trennen. Mit Clip Black und Clip White könnt ihr den Key verstärken, in dem die Kontrase erhöht werden. Clip Blacxk bewirkt das dunklere Flächen schwarz werden, je höher der Wert und clip White hellt die helleren Flächen noch weiter auf. So lassen sich leicht transparente Flächen in den Darstellern schließen und letzte Schatten auf dem Screen weglöschen. Übertreibt es nicht zu sehr mit den Werten, denn je näher sich Clip Black und Clip White kommen, desto pixeliger und grober wird der Key insgesamt. Also immer nur soviel benutzen, das die Darsteller gänzlich weiß sind und man im Hintergrund keine Schattierungen mehr sieht. Die anderen Funktionen wie Shrink, Softness usw dienen dazu den Key noch weiter zu manipulieren. Shrink bedeutet der gesamte Key wird verkleinert / vergrößert je nach positivem oder negativem Wert. Softness kann man sich schon denken, hier wird der Key nochmals unscharf gezeichnet um häßlich grobe Kanten zu verbergen (z.B. wenn man Clip Black und White sehr dicht beieinander hat).
Der folgende Screenshot zeigt ein häufiges Problem, auf das viele Stoßen und welches ich selbst früher gerne ausser Acht gelassen habe. Im rot markierten Bereich seht ihr, das in den dunklen Flächen häßliche Flecken erkennbar sind. Würde man das ganze jetzt animiert sehen wäre es noch deutlicher, da es wie ein Flackern wirkt. Ich habe dazu die Ansicht von Keylight auf "Final Result" gestellt, um zu sehen wie mein Key aussehen wird. Schaut man sich dieselbe Fläche als Screen Matte an, erkennt man keinerlei graue Schattierung die auf ein Loch oder sowas hinweist. Hier scheint sich also wieder im Luminanzkanal des Materials etwas abzuspielen, vermutlich hat Keylight hier etwas von den Informationen verschluckt wodurch diese Artefakte sichtbar werden, ohne das die Ebene hier nun durchsichtig wird. Um diesem Effekt vorzubeugen, könnt ihr bei "Replace Method" den Modus von Soft colour auf Hard Colour oder Original umstellen. In den meisten Fällen ist Hard Colour schon recht brauchbar. Bei Bedarf ändert ihr noch die Farbe entsprechend ab, damit sie der gleicht, die wir ersetzen wollen. Anschließend sollten diese Artefakte verschwunden sein. Original Colour ist auch häufig durchaus zu gebrauchen, aber wenn ihr viel Reflektionen vom Screen auf euren Darstellern habt, gibt das häufig sehr farbige Farbsäume an den Rändern, um die man sich dann noch mals extra kümmern müsste, was ansich ja nicht erstrebenswert ist.
Wir haben nun also unseren Key soweit fertig und können entgültig die Ansicht von Keylight auf "Final Result" stellen, sofern noch nicht geschehen. Das Ergebnis sind unsere Darsteller auf transparentem Grund. Sollte ihr jetzt noch immer mit leicht unsauberen Kanten oder sehr weichen Kanten kämpfen, weil das Material beim Keyen einfach nicht mehr hergab, dann wählt jetzt Effekt->Matte->Matte verbessern.
Matte verbessern dient dazu, den von uns mit Keylight erstellten Alphakanal unseres Videos noch zu verbessern (Danke Captain Offensichtlich). Im Screenshot seht ihr meine Richtwerte welche meistens ausreichend saubere Kanten liefern. Wie immer gilt es zu experimentieren. Wählt die Werte nicht zu heftig, Speziell beim Faktor 1, sonst geht euch viel von den Darstellern flöten.
Der folgende Schritt ist ansich nur für euch von Interesse, wenn ihr wie ich in meinem Beispiel noch Objekte im bild habt, welche später nicht mehr zu sehen sein sollen. Seien es Kanten von ausserhalb des Screens oder wie in meinem Fall Tracking Marker am Screen selbst. Hier gilt es stumpf gesagt solche Dinge entsprechen sorgfältig auszumaskieren mit Subtraktionsmasken. Für mein Beispiel hab ich nur ne schnelle Maske um dne Bereich gezogen der uns interessiert, für das volle Video hätte ich hier natürlich noch eines an Rotoscoping leisten müssen. In meinem Beispiel erkennt man auch noch kleinen Trackingmarker in Form von Heftzwecken im Screen. Um diese kümmere ich mich gar nicht da sie im weiteren Verlauf des Tutorials später von alleine geschluckt werden.
(Fortsetzung im 2. Posting)