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Commander

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1

Mittwoch, 17. Oktober 2007, 15:28

Kamerawagen selber bauen

Hallo liebe Filmfreunde,

da sich unser Film derzeit in Produktion befindet wollte ich mal anderweitig produktiv werden. Gesagt, getan. Da wir gerne viel Dynamik und Professionalität in unseren derzeitigen Film reinbekommen wollten, haben wir uns gedacht das gute und ruhige bewegte Aufnahmen dazu beitragen könnten. Hierzu nutzen wir unter anderem eine Steadycam, da wir aber auch einen Dolly haben wollten, machte ich mich an Überlegungen wie man dies umsetzen kann. Ohne einen zu kaufen (naja wie soll ich sagen das nötige "Kleingeld fehlt", also selbst ist der Mann.

Als erstes ließ ich mir einen Rahmen schweißen (von einem bekannten für lau, ach ist das toll wenn man nette Freunde hat). Dieser besteht aus 30 x 30 mm Stahl die Konstruktion ist 60 cm breit und 80 cm lang, dazu wurde eine querstrebe eingebaut. Siehe auch Foto1:



Außerdem Bestandteil der Konstruktion, eine 16mm starke Siebdruckplatte:



sowie vier Aufnahmeböcke für Achsen aus dem Baumarkt (für 20 mm Rohr. Achtung die Dinger sind recht teuer 4 Stück € 27,08 bei Hornbach in Bochum, keine Schleichwerbung :D ):



So als erstes die Löcher für die Achsböcke und die Befestigung der Holzplatte angezeichnet und durchgebohrt. Für die Böcke habe ich 12mm gebohrt, für die zusätzlichen 4 Besfestigungspunkte der Holzplatte 8mm.







Nachdem ich die Löcher gebohrt habe, hab ich den Rest Schweißmüll und Metallspänne aus dem Rahmen geholt. Mit viel Schüttelarbeit, Luftdruck und zu guter letzt einem Stabmagnet. Hat zwar ein bisschen Zeit und Schweiß in Anspruch genommen, aber wollte ein Rascheln innerhalb des Rahmens vermeiden. Als nächsten Arbeitsschritt habe ich dann sowohl den Rahmen als auch die Aufnahmen der Achse mit 30mm breitem Moosgummi beklebt, damit keine Storgeräusche zwischen Rahmen, Platte und Aufnahmen entstehen. Außerdem wird es dadurch ein wenig gedämmt, weiß nich ob es was bringt hielt es aber persönlich für ne gute idee.






Sobald das getan ist kann man dann die Platte mit dem Rahmen bzw. den Achshaltern verbinden. Ich habe bei den Achsen zwar 12mm Löcher gebohrt, aber nur 10mm Gewindeschrauben eingesetzt. Ich hab zwar auf einer Vorrichtung gebohrt, 100 % parallel bekommt man das ganze aber nie (zumindest ich nicht :D ) und so kann man dann die Achsaufnahmen noch ein bisschen verschieben, sodass man sie parallel zur gegenüberliegenden bekommt. An der Holplatte noch ne 10er Unterlegscheibe drunter und beim Achshalter ne 10mm Stopmutter. Übrigens die Schraube hat eine Gewindelänge von 80mm. In die zusätzlichen 4 Befestigungen habe ich dann auch 8mm Schloßschrauben eingesetzt ich glaub mit einer Länge von 60mm evtl. auch 70mm. Diese habe ich dann auch mit einer Stopmutter befestigt.





Somit ist die Grundplatte des Kamerawagens fertig.

Als nächstes habe ich einen Scharnier als Aufnahme für eine Zugstange befestigt (den Scharnier habe ich aus unserem Bootsshop kostet ca. 10 €, gibt sicherlich aber auch andere Möglichkeiten). Also wieder zwei Löcher gebohrt, mittig an der kurzen Seite des Rahmens (60 cm Seite) mit 5mm Schrauben in 50mm Länge angebracht und mit Stopmuttern gesichert.







Jetzt zur Zugstange: Habe hierfür zwei stabile Holzlatten genommen (diese werden jedoch wahrscheinlich durch welche aus Eisen ersetzt) hält aber durchaus auch und spart Gewicht. Einfach zu einem Kreuz zusammenschrauben und an den Scharnier anbringen (habe hierfür mit zwei Gewindeschrauben und Flügelmuttern gearbeitet um das ganze schnell demontierbar für den Transport zu machen).






Als nächstes kommt das lackieren naja dazu ist wenig zu sagen, hab einfach schwarzen Sprühlack genommen der für Holz und Eisen geeignet ist. Hab mir da aber nicht soviel Mühe gegeben.





Dann werden die Stangen eingesetzt:



Als nächstes die Räder montiert hier ein Bild der benötigten Teile:



Auf die Achse wird als erstes der Achsring geschoben und mit einem Imbuss festgezogen. Dann das Rad drauf, dann wieder ein Achsring. Als letztes die Schutzkappe. Und fertig ist der Kamerawagen.











Naja zumindest zum Teil. Ich habe mich entschieden nicht wie auf dem letzten Bild zu sehen das Stativ draufzustellen. Dies hat mehrere Gründe:

1. Es nimmt zuviel Platz auf der Platte weg

2. Es gibt keine richtige Verbindung zum Kamerawagen, somit auch unruhige Bewegungen.

3. Der Schwerpunkt ist sehr weit oben, wenn jemand zusätzlich auf dem Stativ steht. Der Kameramann hat keine Möglichkeit sich festzuhalten.

Daher kommt noch eine andere Konstruktion auf die Platte, dementsprechend werde ich den Thread editieren.

Wir haben auch schon einige Probeaufnahmen gemacht. 1. Ergebnis: Bei Innenaufnahmen mit wenig Reifendruck ohne Kameramann werden sehr gute Ergebnisse erzielt. Allerdings kann der Kameramann dann keinen Eingriff auf die Kamera nehmen. Die Aufnahmen mit Stativ und Kameramann sind nicht so gut geworden. Diese wurden im Außenbereich gemacht. Aus den oben bereits erwähnten Gründen (Punkt 1 bis 3) sowie zu niedrigem Luftdruck, obwohl das hier oft empfohlen wird. Meine These ist etwas mehr Luftdruck sowie niedriger Schwerpunkt und mehr Kontakt zur Grundplatte lassen deutlich bessere Aufnahmen zu. Als ich nämlich bei den Außenaufnahmen das Stativ mit meinem Gewicht zur Platte gedrückt habe erzielten wir bessere Ergebnisse, zudem trägt der geringe Reifendruck dazu bei das kein richtiger Rollfluss entsteht (es ist sehr schwer den Wagen dann mit Kameramann gleichmäßig zu ziehen) und der Wagen hat einen schlechteren geradeauslauf.
Übrigens der Kamerawagen wiegt derzeit ca. 20 kg.

Noch ein paar Infos zu den Achsteilen und den Rädern. Habe diese bei radundrolle.de gekauft. Es handelt sich hierbei um Räder der größe 260 x 85mm, haben Rillenprofil, Stahlfelge und außerdem ein richtiges Kugellager, welches sogar über einen Schmiernippel verfügt. Nicht zu verwechseln mit den billigen Sachen aus dem Baumarkt mit Gleit oder Nadellager. Habe insgesamt bis jetzt 150 € ausgegeben, wobei ich sagen muss das ich auch einige Sachen umsonst bekommen habe. Schätze den Materialwert wenn man alles kaufen muss auf 200 - 250 €. Videos werden wahrscheinlich morgen folgen, damit Ihr einen Eindruck von der Qualität der Aufnahmen bekommt. Ich will hoffen euch gefällt das Tutorial, da es meine erstes ist.

Bei Fragen, fragt :D .

So erstmal fertig :hurra:

Mfg

Micha

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Commander« (17. Oktober 2007, 15:56)


Nomisfilm

unregistriert

2

Donnerstag, 18. Oktober 2007, 08:21

Sieht doch nach einem guten Fahrgestell aus! Fehlt nur noch der Aufbau...

Das mit dem tieferen Schwerpunkt würde ich auch beführworten...

Auf den Profi-Dollys ist so ein Sitz für den Kameramann, und davor dann das Stativ. Wenn man dann noch eine richtig schwere Kamera hat, wird auch das Wackeln gleich ein bisschen sanfter (Massenträgheit)

Ich warte schon gespanntauf die ersten Video´s!

Edit:
Video ist schon da, hab´s im Testbereich gefunden.

Das sind doch schon ziemlich schöne Aufnahmen. Bei der kleinen Auflösung kann man das Ruckeln zwar nicht gut beurteilen, insgesamt machen die Aufnahmen aber einen recht ruhigen eindruck...

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Nomisfilm« (18. Oktober 2007, 08:36)


Commander

unregistriert

3

Samstag, 27. Oktober 2007, 20:03

So Leute es ist Zeit für ein Update, habe weiter an meinem Kamerawagen gebastelt. Nach der Grundplatte im ersten Schritt ist jetzt die Drehkonstruktion mit Sitzmöglickeit und Platz für die Kamera gekommen. Wobei die Halterung für die Kamera noch nich anmontiert werden konnte. Ich wollte euch aber trotzdem die Bilder nicht vorenthalten.

Hier das Grundgerüst des Aufbaus:



Die Drehplatte:



Grundgerüst mit Sitzplatte in Seitenansicht:



Nochmal von oben:



Hier mit mir in 60 Grad Drehung (ich bin noch begeisterter als ich gucke :D ):



Und nochmal in 90 Grad Drehung (wieder ein verheißungsvoller Blick von mir :D ):



So dann bitte ich um Stellungnahmen!

Als Info: Die derzeitige Konstruktion wird noch vorne durch eine senkrechte Traverse ergänzt, an der dann in allen erdenklichen Positionen die Kamera angebracht werden kann.

Wenn sich jemand fragt wieso der Holzkeil unter dem Rahmen ist (sitzseite) dieser ist zur stabilisierung. wenn man die konstruktion drehen will muss man einfach den keil wegnehmen, dann den hebel betätigen und simsalabim das teil dreht sich. es handelt sich nicht um eine stufenlose drehbarkeit sondern um ich glaube 12 möglickeiten die konstruktion zu drehen und zu arretieren.

Gruß Michael

Zukunft26

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4

Mittwoch, 26. März 2008, 16:08

ich wollte mir schon immer mal auch selber einen bauen - aber ich hab irgendwie nicht die wirkliche "handwerkerlust" dazu... =)

Mac Mave

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Donnerstag, 27. März 2008, 08:38

Ich bin wie ein Flitzebogen gespannt auf Testvideos!
Sieht sehr gut aus, da hast du dir echt Mühe gemacht. Mal sehen wie das auf Asphalt aussieht. Könnte man das Teil nicht auch zusätzlich so ausstaffieren, dass es auf Schienen laufen kann? Da hätte man 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Klasse Arbeit!

Commander

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6

Donnerstag, 27. März 2008, 20:38

Hey Macmave danke fürs Lob. Habe den Kamerawagen eigentlich schon wieder ein wenig umgebaut, weil ich immer noch nicht 100%ig zufrieden bin. Jetzt ist nämlich ein richtiger Drehstuhl von ikea drauf nicht mehr dieser holzsitz das mit der drehplatte war nicht so ideal. Größtes problem ist die kamerabefestigung. Die neigt nämlich dazu zu schwingen habe jetzt eine idee aber im moment keine zeit daran rumzuwerkeln. Wahrscheinlich das nächste mal wenn ich Urlaub habe. Dann werde ich auch mal neue Testvideos hochladen. Ein Testvideo gibt es schon hier:

Erste Tests meines Dollys

Kannst du dir mal anschauen und bewerten, war aber noch mit der aller ersten Konstruktion. Also ohne Sitzt etc.

Mac Mave

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Montag, 19. Januar 2009, 18:42

Möchte mich erstmal entschuldigen dass ich das alte Thema noch mal ausgrabe, aber ich bin schon seit 2 Stunden am Googeln und bin sogar über Google-Bildersuche hier gelandet.
Oben hat Commander ein Bild einer Drehplatte/Drehtellers. Ich bin auf der Suche nach so einem Teil. Weis einer ob es sowas im Baumarkt gibt oder im Internet? Ich hätte es gerne Kugelgelagert wenn das geht, zumindest brauch ich smoothe Bewegung. Vielleicht kennt einer von euch eine Alternative.
Hier das Bild:



In dem folgenden Youtube Video sieht man auch so ein Teil welches es in Amiland anscheinend an jedem Kiosk zu geben scheint ;) :
http://de.youtube.com/watch?v=WIqyv2lLUp0
Sieht man gut bei 1:32.


Viele Grüße
Marc

Dulex Productions

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8

Dienstag, 20. Januar 2009, 19:55

Bewertung

Echt klasse Anleitung! :thumbup:


* Gut verständlich
* Mit Bilder



Werde mir überlegen auch so einen zu bauen :rolleyes:


Prima Tutorial! :thumbsup:

MichaMedia

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9

Dienstag, 20. Januar 2009, 21:28

@Mac, bei uns im Bauhaus gibt es die Kugelgelagert in unterschiedlichen Größen, noch besser Fündig dürfte man in einem reinem Eisenwaren Handel werden.

Gruß Micha.

Commander

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10

Dienstag, 27. Januar 2009, 12:57

Hi hab gesehen das einer den alten Thread wieder rausgekrammt hat :D . Der Drehteller ist aus dem Bootsbereich, genauer gesagt Aufnahme für einen Sitz. Er ist leider nicht kugelgelagert. Smoothe Bewegungen sind eher schwieirg realisierbar, kommt drauf an wie gut du deinen Körper unter kontrolle hast. Aber während der Fahrt ist das garnicht so einfach.

Gruß Micha

Mac Mave

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Dienstag, 27. Januar 2009, 18:54

Vielen Dank für eure Antworten! Ich brauche das Ding eigentlich für was anderes, aber ich wurde im Auto bereich fündig, mein Schwager hat mir ein Radlager auf einer Platte geschweisst..

Heltfilm

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12

Donnerstag, 26. Februar 2009, 22:51

Wow geiles Teil. Kann man bestimmt super Videos drehen damit.
Ich plane zurzeit auch so ein Projekt.
Ich hab vor in den nächsten Ferien einen kleinen Kamerakran zu bauen.


Greets

helt

13

Freitag, 27. Februar 2009, 23:29

Gut gelungen!
Das einzige Problem besteht aber darin, dass ihr den nur auf ebener Fläche verwenden könnt.
Wir von TNS-Films haben auch schonmal eine Doli gebaut, aber nicht mit so viel Aufwand wie mit deinem Wagen. Womit ich sagen will, dass man euren nicht so schnell nachmachen kann.

Mein Tipp: Ersetze die Räder für unebenen Boden mit Leisten an denen sich an der Seite Rollen befinden, die du dann auf PVC Rohren hin und her rollen kannst.

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