Hallo Filmforum, ich war vor zwei Wochen in der Ukraine gewesen und habe dort mehrere Interviews gemacht. Da immerhin zwei von denen auf Englisch waren, bemühe ich mich jetzt drum, diese selbst mit Untertiteln ins Deutsche zu übersetzen. Leider bin ich noch etwas verunsichert, wie ich die interviewte Person seriös übersetze.
Muss man sich möglichst drum bemühen Wort für Wort zu übersetzen? Die Interviewte war eben etwas aufgeregt und da Englisch nicht ihre Muttersprache ist, war sie ausdrucksmäßig eben auch nicht ganz auf der Höhe. So kam es z.B. zu Wortwiederholungen. Muss ich diese Wortwiederholungen dann auch exakt so untertiteln oder kann ich des guten Ausdrucks wegen auch synomyme Begriffe verwenden?
Dann kommen eben natürlich noch ganz banale Fehler. So wollte sie höchstwahrscheinlich z.B. "politicians" (Politiker) sagen, sprach aber das Wort "politics" (Politik) aus, was sicher nicht gemeint war, weil der Kontext wie folgt ausgeführt wurde: "We always had those like pro-russian thinking ma... - ähm - uhm - politics". Weil sie zunächst "man" (Männer, Menschen) aussprechen wollte, gehe ich davon aus, dass sie sich auf Politiker (politicians) korrigieren wollte. Streng genommen ist aber nicht auszuschließen, dass sie sich statt "politicians" doch auf "politics" korrigieren wollte. Dann wäre jedoch wieder das "those" falsch und hätte durch "a" übersetzt werden müssen. Versteht ihr im Großen und Ganzen, auf welches Problem ich hinaus möchte? Nach eigener Einschätzung versehentlich falsch gesetztes Vokabular selbstständig korrigieren? Auch wenn man z.B. 100 sagt aber nach Sachverständnis des Übersetzers wohl 100.000 gemeint sein könnten? Andererseits der Übersetzer auch nicht in jedem Fall wissen kann, ob es sich bei der interviewten Person um einen gewöhnlichen Versprecher oder um tatsächlich bewusst gesetze bzw. unwissentlich ausgesprochene Fehlinformation handelte, die man dann theoretisch erst recht nicht verändern dürfte?
Nächster Fall: Sie beginnt manchmal Sätze, verwirft diese jedoch wieder und spricht dann von etwas anderen. Kann man solch fehlbegonnende Sätze getrost ignorieren, selbst wenn sie nach der Vermutung des interpretierenden Übersetzer inhaltlich eventuell doch etwas wichtiges ausdrücken könnten, wenn sie zu Ende geführt würden. Die Rede ist eben von solchen "Ausrutschern". In meinem konkreten Fall jedoch gibt es nicht wirklich geheimniskrämerische Ausrutscher, viel dachte meine Interviewpartnerin entweder, dass ihr begonnende Gedanke an der Stelle überflüssig sei oder sie wusste vor lauter Aufregung gar nicht, wie sie den Gedanken weiterführen konnte.
Anderer Fall: Was tu ich bei der Übersetzung, wenn die Interviewte ihren Gedanken schon fast abgeschlossen hat, diesen aber verbal nicht ganz zu Ende geführt hat? Soll ich den Rest, den sie höchstwahrscheinlich gesagt hätte, einfach in der Übersetzung niederschreiben, ausklammern?
Was macht man, wenn man sowohl akustisch als auch inhaltlich teilweise bis gar nichts mehr versteht? Einfach eine vermutete bzw. sinngemäße Übersetzung abgeben? Sollte man jede Unsicherheit und Korrektur innerhalb der Untertitelung anmerken? Bei solch einer Häufigkeit, kann das wiederum schnell den Rahmen sprengen.
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Marcus Gräfe« (3. Januar 2015, 15:28)