Hi,
unter Projektvorstellungen wurde ein Filmprojekt vorgestellt bei dem mit einer 16mm Filmkamera gedreht wird. Dabei kam es zu einer Diskussion über das Drehen auf Film. Ich möchte hier einmal Grundsätzliches dazu schreiben weil wohl viele hier davon keine Ahnung haben:
Der Dreh auf Film ist nicht besser oder schlechter als das Arbeiten mit digitalen Formaten. Es geht einfach um den Look oder die Anmutung des Bildes. Das ist ungefähr so als wenn man mit Acrylfarbe oder mit Öl malt, lieber Kohlezeichnungen macht oder der Radierung den Vorzug gibt. Auch ist der Umgang mit Filmkameras anders als der mit Digitalkameras. Es ist aber weder leichter oder schwieriger. Der Disput darüber was besser sei ist überflüssig.
Es gibt heute praktisch drei wichtige Filmformate: Super 8, Super 16 und 35mm. Dabei scheidet Super 8 für ernsthafte Projekte aus weil das Aufnahmeformat zu klein und der Bildstand der Kameras in Verbindung mit der Kassette zu schlecht ist, ausserdem ist Synchronton fast unmöglich. Für Experimentelles und Rückblenden ins Unperfekte geht Super8 aber gut. Der Dreh auf 35mm ist extrateuer und verlangt schwere und unhandliche Kameraausrüstung. Daher bleibt als bezahlbares und handhabbares Format eigentlich nur Super 16 übrig. Das Aufnahmeformat bei Super16 beträgt 1:1,66, es entspricht damit dem 16:9 Fernsehformat ziemlich genau. Das Filmmaterial wird in 122m Rollen geliefert, bei 25fps läuft die Rolle 10 Minuten und 40 Sekunden. Hersteller sind Kodak, Filmotec (für S/W Film), und (Fuji). Alle heutigen Filme sind Negativfilme mit zwei Ausnahmen: es gibt S/W Negativfilme die zum Positivfilm entwickelt werden können und es gibt einen Agfa Umkehrfilm für Luftaufnahmen der als Cinefilm Konfektioniert wird. Handelsname ist z.B. Wittnerchrome. Solche Umkehrmaterialien sind heute aber total ungebräuchlich und teuer. Darüber hinaus ist Super 16 kein Projektionsformat. Filme gibt es in verschiedenen Empfindlichkeiten. Sie wird als Exposure Index angegeben, was der ISO/ASA Zahl entspricht. Bei der Bezeichnung "D" in der Materialbezeichnung bedeutet Tageslichtmaterial, "T" hingegen ist für die Belichtung mit Kunstlicht bestimmt. Das Material muss zur Entwicklung zu einem Filmlabor gegeben werden.
Film kostet Geld: Eine Rolle Farbfilm ungefähr mindestens 60,- Euro, die Rolle S/W 40,- Euro. Dazu kommen dann noch Entwicklungskosten von 0,50 Euro pro Meter, also 61 Euro pro Rolle. Ein Kurzfilmvorhaben für einen 6- 10 Minütigen Farbfilm für den fünf Rollen Rohfilm benötigt werden kostet also mit Entwicklung 605 Euro. Dann hat man fünf Negativfilmrollen in der Hand mit denen man so noch nichts anfangen kann. Zum Anschauen muss das Material entweder auf Positivfilm kopiert werden damit man es auf einem Schneidetisch anschauen kann, oder es wird für den Schnitt am Rechner elektronisch abgetastet. Dabei reicht zum Schnitt eine ganz einfache, billige Abtastung. Das kostet ungefähr 4,20 pro Minute. Bei unserem Beispiel wären das dann ca. 250,- Euro. Nach dem Muster des fertig geschnittenen Film wird dann das Negativ entsprechend geschnitten und mit höchster Auflösung für den fertigen Film gescannt. Die Kosten für den fertigen Film in digitaler Form und bester Qualität betragen dann also mindestens 1000,- Euro. Viel mehr aber auch nicht. Ich möchte hier keine Werbung für bestimmte Firmen machen. Bitte schreibt mir eine PN wenn ihr meine Bezugsquellen wissen möchtet.
Bei den Kameras sind die Arri SR3, 416 und die Aaton Super 16 Kameras am weitesten verbreitet. Sie sind zuverlässig und für die Kameras gibt es alles nur erdenkliche Zubehör. Nach meiner Erfahrung lohnt es nicht mit irgendwelchen "alten Hunden" zu drehen. Filmkameras liegen sehr oft bei Produktionsfirmen rum und werden nur noch selten gebraucht. Oft kann man sich die Dinger von denen für sehr schmales Geld - wenn überhaupt - leihen.
Es spricht also wenig dagegen einmal testweise ein Röllchen einzulegen.
Gruß Stefan
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Marcus Gräfe« (24. März 2014, 19:36)