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Montag, 24. Februar 2014, 19:09

Soft Horror früher und heute

Nachdem ich mir das Wochenende Filme aus den 1920er-30er Jahren angesehen habe, wie Nosferatu, Das Cabinet des Dr. Caligari und M - eine Stadt sucht einen Mörder, kam mir folgender Gedanke:

Sowohl in der Stummfilmzeit als auch heute wurden die meisten Filme auf 35mm gedreht. Die Bildqualität war vor 90 Jahren jedoch erheblich schlechter* - und ließ so mehr kreativen Spielraum für analoge Spezialeffekte und die Fantasie des Zuschauers**. Soweit die Ausgangsthese.

Idee: Die schlechte Bildqualität imiteren, um diesen kreativen Freiraum wieder zu schaffen.

Ich stelle mir da Filme in Super8 vor, oder sogar auf Kodak No. 1 - Nachbauten gedreht. Aber auch eine starke Kompression bei Digital ( -> verpixelt) wäre möglich. Das ist letztendlich eine Geschmacksfrage.

* Warum, weiß ich nicht, Ich habe Vermutungen: 1. Schlechtere Produktionsbedingungen in der Herstellung der Kameras, was zu Unschärfe, Vignettierung usw. führt. 2. Diese Kameras wurden noch komplett händisch bedient, einschließlich dem Drehen der Filmrolle. 3. Fehlende Expertise der Personen, die Kameras bedient haben. Ich halte es auch für möglich - da ich einen dieser Filme leider nie im Original, sondern nur im Internet gesehen habe - dass gerade bei deutschen Filmen nur auf die Kopie einer Kopie einer Kopie us. zurückgegriffen werden konnte und so die Bildqualität sich immer weiter verschlechterte. Durch die Nachkriegswirren 1918-1933, die anschließende Zensur der Nazis und die Emigration vieler Filmschaffenden, und durch Zerstörungen im Bombenkrieg ist ein Teil des ursprünglichen Filmmaterials ja verschollen oder zerstört worden.

** Sicher spielt die Effekthascherei moderner Filme durch bessere Bildqualität und CGI eine Rolle. Aber auch heute gilt in vielen Horrorfilmen, dass das, was Angst hervorruft, nicht oder nur schemenhaft gezeigt wird. Maximal im Höhepunkt kann es voll gezeigt werden, aber bloß nicht zu lange. Es darf gerade einen kurzen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen. Mein persönliches Lieblingsbeispiel ist Signs - Zeichen - achtet hier darauf, wie die Aliens gezeigt werden:


In Mulholland Drive hat sich David Lynch nicht ganz daran gehalten, aber ein interessanter Effekt tritt zutage: Das Gesicht des Mannes hinter Winkie's ist so schrecklich, dass die meisten es sich nicht ansehen können, obwohl es nur kurz gezeigt wird. (Einen Link erspare ich euch mal.)
Beides sind keine Horrorfilme im engeren Sinne, sondern Filme, die Horrorelemente beinhalten, um Angst und extreme Beklemmung beim Zuschauer hervorzurufen. Darum spreche ich von Soft Horror.

Was sagt ihr dazu?

JanH

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Montag, 24. Februar 2014, 19:55

Kann Deine Meinung zum "wahren Horror" nur teilen!!! :-)
Wird viel zu sehr in den Hintergrund gedrängt, warum auch immer... das Witzige ist ja, dass ich bisher immer gedacht habe, ich sei eine Ausnahme mit dieser Denkweise, dabei besteht die Ausnahme nicht in den Zuschauern, sondern in den Filmemachern.... läuft da nicht etwas schief?

Was die Bildqualität anbelangt, liegt wohl v.A. an den damaligen Emulsionen, die über die Jahrzehnte perfektioniert wurden (Film ist über 100 Jahre alt, Digital kann man fast an seinen Händen abzählen, so jung...). 16mm sah vor wenigen Jahrzehnten noch aus wie 8mm-Film; die moderne Kodak Vision3-Reihe (16mm) erreicht 35mm-Bildqualität, wenn man das Bild nur auf seinem Computer-Bildschirm betrachtet. Da es sich bei Vision3 um Negativ-Film handelt, sind allerdings noch weitere, extrem kostenintensive Prozesse unumgänglich, bis man eine solche Qualität erreicht hat.

Ich persönlich kann diesen glatt-gestriegelten HD-Look bei Amateur-Filmen nicht wirklich leiden... mir gefällt der analoge Look einfach besser (muss ja nicht mal Film sein, analoge Magnetbandformate haben auch einen tollen Charme).

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »JanH« (24. Februar 2014, 20:00)


pascal

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Montag, 24. Februar 2014, 20:00

Als ich den Signs Alien zum ersten Mal sah hatte ich Gänsehaut. Allerdings war ich da noch Teenager, da kommt sowieso alles extremer rüber. :)

maximus63

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Dienstag, 25. Februar 2014, 21:25

Bemerkenswert an den älteren Horror Filmen ist die Handarbeit. Und der besondere Charme darin lag, dass die Filmemacher sich dessen bewusst waren. Durch das bewusste weglassen entstand der Horror im Kopf des Betrachters. Nicht zeigen. Bestes Beispiel : " Alien ". Wohl der Horror Klassiker aus dem Weltraum überhaupt. Griselig, unscharf, grobkörnig, all diese Attribute trugen dazu bei, dass der Horror Film der siebziger ebenso dreckig und unschön rüber kommen sollte, wie es die Geschichte erlaubte. Man wusste einfach, dass war alles Handarbeit und fragte sich, wie haben die das gemacht? Es waren jene Video - Zeiten, die überflutet wurden von schlechten bis kultigen Filmen. Regisseure wie Herschell Gordon Lewis, George A Romero, Dario Argento, Ruggero Deodato, Lucio Fulci, Stuart Gordon, Umberto Lenzi, Tobe Hopper, Rob Zombie, Zack Snyder und John Carpenter bescherten uns Filme, die es so heute nicht mehr gibt.
Die Hemmschwelle war zu dieser Zeit recht niedrig, man kannte so was eher nicht, und der Horror Film fristete sowieso in einer Nische. Fand aber sein regelmäßiges Publikum. Bei " Ein Zombie hing am Glockenseil " durfte im Kino geraucht (!) werden.

Beaverlicious

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Mittwoch, 26. Februar 2014, 00:01

Genau das ist es was mcih an modernen Horrorfilmen nervt. Es wird mit viel Mühe und raffinesse eine gute Story aufgebaut, die dann doch in sich zusammenfallen muss, weil irgendein schlecht computeranimiertes Monster auftaucht....:(

Horror findet halt doch nur im Kopf statt...

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