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sollthar

unregistriert

41

Donnerstag, 3. März 2011, 16:44

Interessanter post, Epicon.

Für mich klingts, als wäre deine Schule bzw dein Lehrer entweder nicht gut oder du hast schlicht noch nicht verstanden, was er dir erklären wollte.
Eine Geschichte oder einen Inhalt zu haben, der dich persönlich interessiert, anspricht und bewegt ist absolt relevant, bevor irgendwelche Strukturen dazu kommen. Du hast also zuerst etwas, was du erzählen willst und danach helfen dir strukturelle Mittel, dies so zu erzählen, dass deine Emotionen für andere zugänglich werden.

Hier ist nämlich das Problem, das so schwer zu überwinden ist: Jemand der schreibt, vermischt Gefühle, Fantasien, Ideen und das, was er tatsächlich schreibt. Heisst: er sieht in seinem Text nicht, was er da tatsächlich geschrieben hat, sondern fühlt nach, was er beim schreiben gefühlt oder was ihn zum schreiben motiviert hat. Und das muss man trennen können, will man es für ein Publikum zugänglich machen und verfügt nicht über das natürliche Talent, es ohne Strukturhilfen einfach richtig zu machen. Und so weh es tut: zu denen gehören wenige, der Rest muss hart arbeiten.
Gleich beim Amateurfilm: Viele nehmen nicht wahr, was sie da gedreht haben, sondern sehen auch beim x-ten mal anschauen immernoch eine Mischung aus dem, was sie sich vorstellen und dem, was sie wollen - und sind dann ganz oft total überrascht, wieso die ganze Welt das nicht sieht.


Ob es nun Alltagsgeschichten sind oder nicht finde ich persönlich gar nicht so relevant. Und im Prinzip ist das ganze Geschichtenerzählen ein Effekt: Ich will ja einen Effekt haben und was in meinen Zuschauern auslösen. Und das schafft man entweder, als Ausnahme, mit Intuition oder, als Regel, mit Kriterien und Modellen, viel Büffelei und harter, langer Arbeit.

Und dazu kommt halt wirklich: nur wenige sind zum Geschichtenerzählen geboren. Für die meisten wird nie klar sein, warum ihre Stories nicht den Anklamg finden, den sie ihrer Meinung nach finden sollten.

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Epicon

NHP

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42

Donnerstag, 3. März 2011, 23:25

so, wollte mich auch mal an der diskussion beteiligen.

@epicon: Mir fällt inzwischen öfters auf, wie du dich beinhart auf Paradigmen "versteifst". Ein Drehbuch braucht eine Struktur, ist aber nicht automatisch schlecht, wenn es nicht zu hundertprozent nach Anleitung geschrieben ist. (Das soll keine Entschuldigung dafür sein, einfach drauf los zu schreiben) Was ich meine ist, dass strukturelle Vorgaben nicht automatisch einen guten Film garantieren. Schau dir die ganzen Jennifer Aniston Komödien an. Die haben auch ein Drehbuch, das zu hundert prozent dem Lehrbuch entspricht und sind trotzdem allesamt nicht zu gebrauchen. Keine Struktur der Welt kann eine angeborene Intuition ersetzen, die einem sagt, ob eine Geschichte funktioniert oder nicht.
Um es nochmal zu erwähnen, ich will damit nicht sagen, dass man ankommen kann und einfach so aus reinem Talent das hammer Buch raushaut. Man muss die allgemeingültigen Regeln kennen und nutzen, um seine Grundgedanken in eben eine solche funktionierende Geschichte zu verwandeln. Was ich aber eigentlich sagen wollte ist, dass du meiner Meinung nach aufpassen musst, dass du nicht in eine Spirale aus Selbstmitleid und Perfektionismus rennst und dann bis in 20 Jahren keinen Film mehr gemacht hast, nur weil du noch kein Drehbuch hattest, das perfekt ist. Wenn du es dann nämlich tatsächlich mal schaffst, etwas unglaubliches und fantastisches zu schreiben wirst du merken, dass du schlicht und ergreifend nicht in der Lage bist, das Ganze umzusetzen. Und was machste dann?
Normalerweise muss man das in diesem Forum andersrum schreiben xD, aber ein Film hat auch noch andere Bestandteile als das Drehbuch. Und da hängt mindestens genauso an Rattenschwanz an Bildung dran wie am Drehbuch. Genauso wie du anderen immer den Tipp gibst, sich mehr mit Drehbuch und Dramaturgie zu befassen gebe ich dir den Tipp, einfach auch mal mehr zu drehen. Wenn du Drehbuchautor werden willst, bist du definitiv auf dem richtigen Weg. Wenn du Filme machen willst, musst du weniger labern und den Arsch hochbekommen. :thumbup: Denn ein großteil der Erfahrung (auch: wie kann ich das geschriebene akkurat umsetzen) ergibt sich aus der Praxis und nicht aus Büchern.
Außerdem stell dir mal vor, du würdest mit Mitte 20 schon den perfekten Film drehen. Wo läge für dich der Sinn deines restlichen Lebens. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Filmemacher in seinem Leben maximalen einen Film dreht, den er als hundertprozentig perfekt erachtet. Und wenn dieser Moment kommt sollte er vorbereitet sein...

@topic
Eine gute Geschichte, ob mit oder ohne Action, ist immer eine Geschichte aus dem Leben. Kunterbunt verpackt locken uns Kostüme, Austattung, Witze, Schauspieler, Action etc. ins Kino, weil wer will schon etwas sehen, was er zuhause auch hat? Aber wirklich befriedigt sind wir als Zuschauer doch nur, wenn wir Elemente unseres eigenen Lebens in einem Film wieder erkennen und diese dadurch unbewusst reflektieren. Genau deshalb funktioniert Film doch. Man muss z.B. eine gewisse Empathie mit der Hauptfigur empfinden. Und das passiert, wenn wir einen auch nur unendlich kleinen Teil von uns selbst in dieser Figur wiederfinden.
Ohne "Geschichten aus dem Leben", wäre "Hangover" nicht lustig, "Titanic" nicht romantisch und "Seven" nicht spannend...

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Birkholz

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43

Freitag, 4. März 2011, 11:48

@All
Ich wollte mit meinem Post nicht auf die Allgemeinheit eingehen sondern mal erklären, woran es zb bei mir liegen könnte, das die Filme in ihrer Story sehr schwach sind. Also ein Statement zur allgemeinen Kritik von meiner Seite aus.

@NHP

Zitat

Ein Drehbuch braucht eine Struktur, ist aber nicht automatisch schlecht, wenn es nicht zu hundertprozent nach Anleitung geschrieben ist.

Da gebe ich dir auch Recht, aber ich finde als ernster Filmemacher ist es notwendig, auch wenn man aus seiner Intuition heraus wunderbar schreiben kann, sich damit zu befassen.

Zitat

Was ich meine ist, dass strukturelle Vorgaben nicht automatisch einen guten Film garantieren.

Zur Struktur zählt von meiner Sicht aus auch die gute Story, die sich gut anfühlt. Die Struktur sollte am Ende das Gute Gefühl das man vorher hatte, nochmal aufwerten. Drehbücher werden ja wie bekannt ist erst einmal schlechter nach dem überarbeiten. Man muss aber finde ich dran bleiben. Gott kommt ja nicht runter und sagt einem : hey du! Du hast voll das Talent und schaffst es ohne irgendwelche Strukturen!

Zitat

Mir fällt inzwischen öfters auf, wie du dich beinhart auf Paradigmen "versteifst".

Ja das liegt daran, dass ich ein Denker bin. Ich denke so viel über das was ich gelesen habe nach und versuche etwas daraus zu verstehen. Vielleicht bin ich ein Perfektionist aber das hat mich ja nicht daran gehindert im Jahr 2010 4 Kurzfilme zu drehen. Ich meine, ich bin ja schon dabei :)

Zitat

Wenn du Filme machen willst, musst du weniger labern und den Arsch hochbekommen.

Das gilt aber auch fürs Schreiben. Jedoch befand ich mich bis vor kurzem zwischen 2 Fronten und da muss ich jetzt erstmal von weg kommen und mir wieder klar werden, was ich eigentlich drehen will und was andere von mir verlangen.

@Sollthar

Zitat

Für mich klingts, als wäre deine Schule bzw dein Lehrer entweder nicht gut oder du hast schlicht noch nicht verstanden, was er dir erklären wollte.

Mein Lehrer ist sicherlich nicht schlecht. Ich war an sich seit Anfang der Ausbildung sehr defensiv was die Methoden anderer anging. Ich wollte mir meine eigene kreative Haltung bewahren und nicht versteifen. Schlussendlich fühlte ich mich dann irgendwann sehr eingeschränkt von Seiten meines Lehrers aus.

Zitat

Eine Geschichte oder einen Inhalt zu haben, der dich persönlich interessiert, anspricht und bewegt ist absolt relevant, bevor irgendwelche Strukturen dazu kommen. Du hast also zuerst etwas, was du erzählen willst und danach helfen dir strukturelle Mittel, dies so zu erzählen, dass deine Emotionen für andere zugänglich werden.


Eben, und das lernte ich da anders. Wir arbeiteten erst eine Plotstruktur aus und schrieben dann die Szenen dazwischen und dann die Dialoge, bis das Buch dann fertig war. Mein Dozent meinte : am besten Talent an der Kasse abgeben und im Idealfall nicht mehr wieder abholen. Ich durfte nicht erst aus dem hohlen Bauch heraus schreiben und dann ne Struktur drauf legen. PS: ich hatte nie mehr Zeit als 2 Wochen für ein Drehbuch. Letztens habe ich ein 30 Seiten Buch in 1 Tag geschrieben und einige Tage Später noch eins in 2 Tagen da das erste Buch in der knappen Zeit nicht mehr umzusetzen war.

Zitat

Ich will ja einen Effekt haben und was in meinen Zuschauern auslösen. Und das schafft man entweder, als Ausnahme, mit Intuition oder, als Regel, mit Kriterien und Modellen, viel Büffelei und harter, langer Arbeit.

Ich denke, ich schaffe das auch aus Intuition aber möchte mich dennoch in der Theorie weiter bilden. Sonst sind es immer Zufallstreffer wenns mal klappt und nie begründet und gekonnt. Also werde ich mich weiter in die Theorie vertiefen und üben :thumbup:

@Alex.T
Interessante Sichtweise. So habe ich das nie gesehen.

Frederik Braun

unregistriert

44

Freitag, 4. März 2011, 12:22

Also erstmal muss gesagt werden, dass es hier wirklich eine Menge solcher Videos gibt, auch teilweise sehr hochwertig, die du hier vermisst. Du musst einfach mal richtig suchen, dann findest du sie auch. ;)

Dass das AFF verhältnismäßig immer noch deutlich mehr an Fantasy-, CGI- und Effektfilmen zu bieten hat liegt zum Einen vor allem daran, dass dieses Forum aus einem schwerpunktmäßigen Filmtechnikforum hervorgegangen ist und dieser Schwerpunkt immer noch deutlich spürbar ist. Ich hoffe sehr, dass es eines Tages so weit sein wird, dass dieses Forum wirklich eine Balance zwischen allen Genres findet. Die neue Unterkategorie macht ja bzgl. Dramaturgie und Schauspiel schon gute Schritte in die richtige Richtung.

Ich will jetzt auch nicht zu weit abschweifen, sondern dir nur die Gründe etwas näherlegen. Aber wie schon gesagt: Es gibt hier richtige (und auch viele) Perlen, was realistische und lebensnahe Dramen angeht. Einfach mal die "Großen und Kleinen Kinos" durchstöbern. :)

Warum tust du es dann nicht?


Eben! ;) Hier wird immer viel zu viel diskutiert als wirklich gemacht. ^^

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Birkholz

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Alltag, effekte, Geschichte, story

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